Mitten im Landkreis:Es kreucht und fleucht

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Nein, ein Adonis ist er nicht, der Frosch. Aber vielleicht doch ein edler Prinz? Schon alleine deshalb sollte am Straßenrand auf die aufgeblasenen Typen geachtet werden - und natürlich auch auf jene in grellen Warnwesten

Von Michael Morosow

Wenn Controller an Bord der Arche Noah gewesen wären, eine ganze Reihe von Kreaturen, die den Menschen heute noch piesacken, ohne von zählbarem Nutzen für ihn zu sein, wären wohl über Bord geflogen. Die Tse-Tse-Fliege gleich im hohen Bogen, gefolgt von Stechmücke, Feuerqualle, Miniermotte und sicher auch vom asiatischen Laubholzbockkäfer, der nichts kann und leistet, außer unsere schönen Bäume aufzufressen und sich um seine Vermehrung zu kümmern. Rechtzeitig zum allgemeinen Frühlingserwachen hat auch er seine Äuglein wieder geöffnet und streckt seine Fühler abermals nach schmackhaften Wirtsbäumen aus. Seine komplette Ausrottung im Münchner Umland ist bereits behördlich verfügt. Ob das jetzt gerecht ist oder nicht.

Zum Thema Gerechtigkeit könnte auch die gemeine Nachtschnecke einen Diskussionsbeitrag liefern. "Schleimig, säumig, aber stete, immer auf dem nächsten Pfad, finden sie die Gartenbeete mit dem schönsten Kopfsalat", dichtete bereits Wilhelm Busch über sie, in nicht gerade freundlicher Weise. Dabei sind sie eine Art Gesundheitspolizei in Gärten, fressen quasi jeden Dreck auf. Leider auch Erdbeeren. Deshalb können sie rumschleimen wie sie wollen, am Ende, schnipp-schnapp, macht der Gärtner sie mit der Schere zur Schnecke. Am Dienstag, 7. April, 19.30 Uhr, im Unterhachinger Pfarrheim St. Alto wird Siegfried Schlager "den Gärtnern ihr unseliges Freund-/Feindverhältnis erklären", wie es im Einladungsschreiben des örtlichen Gartenbauvereins heißt.

Nicht gerade als Adonis im Tierreich gilt der Frosch. Ist er nicht ein schleimiger, kalter, aufgeblasener Typ, der nur rumquakt und nichts anderes im Kopf hat, als für ein Liebesspiel auf die nächstbeste Alte zu springen und sich sogar zum Paaren tragen zu lassen? Ja, schon, aber damit weist er durchaus menschliche Züge auf. Und nachdem man wohl davon ausgehen muss, dass unter seiner schleimigen Haut ein Prinz schlummert, den schöne Mädchen wachküssen können, genießt der Frosch in unseren Gefilden eine Vorzugsbehandlung. In einem Pressebericht appelliert das Landratsamt München an die Autofahrer, zwischen 19 und 7 Uhr ein wachsames Auge auf die liebestollen Frösche und Kröten zu haben, weil Jahr für Jahr viele Tausende von ihnen während ihrer kurzen Laichplatzwanderung unter die Räder kommen. Und das, obwohl Heerscharen von freiwilligen Helfern für sie Schutzzäune aufziehen und sie dann auch noch über die Straßen tragen. Das Landratsamt bittet deshalb um Rücksicht auf Lurche und ihre menschlichen Helfer am Wegesrand. In dieser Reihenfolge. Wer also Menschen mit Warnwesten nachts auf der Straße sieht - runter vom Gas, den Fröschen und Prinzen zuliebe.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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