Meine Woche:Angemessen und still

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Martin Zöbeley feiert erstmals Ostern als Pullacher Pfarrer

Von Konstantin Kaip

An getragener Musik wird Martin Zöbeley an diesem Freitag nicht vorbeikommen. Aber er wolle sie auf ein Minimum reduzieren, sagt der 53-Jährige. Seit Februar ist Zöbeley ) neuer evangelischer Pfarrer in Pullach und wird am Karfreitag um 10 Uhr den Gottesdienst in St. Jakobus halten. "Meine Idee ist, dass der Gottesdienst ganz still in Meditation übergeht", sagt er. Er habe zwar ein Abendmahl angekündigt, aber vielleicht gebe es nur einen persönlichen Segen. "Ich bin da noch am Basteln", sagt Zöbeley. Auf jeden Fall werde es "sehr still enden".

Zöbeley will den Karfreitag, der bei den Protestanten als wichtigster Feiertag gilt, nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen begehen, aber auch angemessen. Denn in Pullach ist er Pfarrer in Vollzeit und hat eine andere Verantwortung als in Karlsfeld, wo er vorher als zweiter Pfarrer nur etwa ein Drittel der Gottesdienste halten musste. Zöbeley erinnert sich noch gut an einen "Bilderbuchkarfreitag" vor ein paar Jahren: Die Frühlingssonne war so warm, erzählt er, dass er mit Badehose im Garten saß. Den Nachbarn habe das gar nicht gefallen. "Ich hätte vielleicht eine schwarze Badehose tragen sollen", scherzt er und fügt hinzu, dass er sich in Pullach natürlich anders verhalten werde: "Ich bin ja zum ersten Mal richtig Pfarrer."

In Karlsfeld hatte er eine Halbtagsstelle, die andere Zeit hat er der Musik gewidmet. Denn eigentlich hatte Zöbeley, wie er sagt, eine "reinrassige Musikerkarriere": Erst studierte er Oboe am Konservatorium, dann schwenkte er um auf Musikwissenschaften. Während seiner Magisterarbeit lernte er die Musik aus der Zeit Luthers kennen und lieben. Geistliche Vokalmusik aus dem 16. Jahrhundert wurde zu seiner Berufung. "Endlos viele Konzerte" habe er als Chorleiter, Dirigent, Organist oder am Cembalo gegeben und mehrere CDs aufgenommen. Eine Laufbahn als Theologe habe er eigentlich nie im Sinn gehabt, auch wenn seine beiden Großväter Pfarrer waren und sein Vater Kirchenmusiker.

Der Entschluss, Pfarrer zu werden, kam durch das "Wunder der Geburt meiner Tochter", erzählt Zöbeley. Seine Frau Gisela, Sängerin beim Orchester des Bayerischen Rundfunks, war nicht mehr die Jüngste, die Schwangerschaft kompliziert. Und dann kam Anna gesund zur Welt, "am Abend meines erfolgreichsten Konzertes": Es war der 14. Juli 1994, und Zöbeley führte bei einem Festival in Passau Monteverdis Marienvesper auf. Das Ereignis hat ihn so berührt, dass er dann doch zu einem Mann Gottes wurde. Nach seiner Ordination 2007 kombinierte er dann seine beiden Leben als Musiker und Pfarrer.

Vieles ist also neu für Zöbeley in seiner "Traumgemeinde" wie er Pullach begeistert beschreibt. Etwa, dass er nun direkt neben der Kirche wohnt. Und der Stress an Ostern: Der Karfreitagsgottesdienst ist erst der Anfang, am Sonntag gehen Osternacht mit Feuer, Osterfrühstück und Gottesdienst ineinander über. Da wünsche man sich manchmal schon mehr Zeit, sagt Zöbeley. "Als Gläubiger will man sich ja auch geistig auf so ein Fest einstimmen."

Deswegen weiß er auch noch gar nicht genau, wie er Ostern mit seiner Familie feiern wird. "Ich weiß ja nicht, was dann noch von mir übrig ist", sagt Zöbeley und lacht. Tochter Anna, heute 18, ist mit den Eltern nach Pullach gezogen. Und zu Ostern kommt auch die Tochter aus erster Ehe seiner Frau zu Besuch.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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