Meine Woche:Aktionsplan für mehr Teilhabe

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Der Behindertenbeauftragte des Landkreises München Alexander Dordevic. (Foto: Angelika Bardehle)

Alexander Dordevic präsentiert auf 170 Seiten Wünsche Behinderter

Von Daniela Bode, Garching

Beim Behindertenbeauftragten des Landkreises München Alexander Dordevic dürfte sich diese Woche Erleichterung einstellen. Kommenden Samstag stellt das Landratsamt der Öffentlichkeit die Ergebnisse des Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vor. Das Werk soll im Landkreis die Richtschnur dafür bilden, dass Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft teilhaben und selbstbestimmt leben können. Dordevic und einige Mitarbeiter haben rund 18 Monate an dem 170 Seiten dicken Werk gearbeitet. In den vergangenen Wochen hatten er und seine Kollegen besonders viel zu tun, da sie die Abschlusskonferenz am Samstag im Bürgerhaus in Garching (10 bis 16 Uhr) vorbereiten mussten. "Da fällt einem natürlich erst einmal ein großer Felsblock vom Herzen", sagt Dordevic. Jetzt müsse die Politik, sprich der Kreisausschuss und der Kreistag, den Plan noch beschließen. "Dann geht es los mit der Umsetzung", sagt der Behindertenbeauftragte. Stets betont er, dass es nicht sein Aktionsplan sei, sondern dass sehr viele daran mitgewirkt hätten.

Und das ist eine Besonderheit des Werks. Denn anders als der Behindertenhilfeplan des Landkreises, der vor 15 Jahren entstand, wurde der Aktionsplan nicht von Experten erstellt. "Es war ein sehr beteiligungsorientierter Prozess", sagt Dordevic. Heißt konkret: Rund 300 Menschen, von Behinderten über ihre Angehörigen bis hin zu Verwaltungsmitarbeitern, erarbeiteten in mehr als 29 Workshops mehr als 140 Maßnahmen und Empfehlungen. "Sie haben ihre Wünsche und Bedürfnisse formuliert, ohne zu filtern", sagt Dordevic. Die großen Themen waren: Wohnen, Arbeit, Beruf und Schule.

Das Ergebnis ist eine Mischung aus "Maßnahmen, die man kurzfristig umsetzten kann und solchen, bei denen es Jahre brauchen wird, sie umzusetzen", sagt Dordevic, der seit 2002 Behindertenbeauftragter ist. Ein Wunsch geistig behinderter Menschen, der leicht zu verwirklichen sei, sei es, Veranstaltungshinweise in leichter Sprache und mit Piktogrammen anzubieten. Eine andere angedachte Maßnahme geht auf einen Wunsch von Vertretern psychisch Erkrankter zurück, die von deren Schwierigkeiten mit Verwaltungsabläufen etwa in Jobcentern berichteten, da ihre Krankheit sie etwa daran hindere, Termine einzuhalten "Ich würde eine Stelle für Verfahrensassistenz für sehr sinnvoll halten", sagt Dordevic.

Weniger Arbeit hat Dordevic nach Fertigstellung des Plans nicht. Jetzt heißt es, kreativ zu sein. Denn die Umsetzung der Wünsche kann erfordern, rechtliche Hürden zu überwinden. So dürfen laut aktuellem Wahlrecht Wahlzettel nicht in Braille-Schrift geschrieben sein. Dass es solche Wahlzettel gibt, war ein Wunsch blinder Workshop-Teilnehmer.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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