Lehre und Wirtschaft:Platz an der Sonne

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Airbus kündigte an, in Ottobrunn und Taufkirchen mehrere hundert Arbeitsplätze zu streichen. (Foto: Angelika Bardehle)

Hochschulen und Hochtechnologie sind im Landkreis eng miteinander verbunden

Von Martin Mühlfenzl, Garching/Unterschleißheim

Wer sich über die Besonderheiten des Landkreises München als bevölkerungsreichster Landkreis des Freistaates informieren will, kommt vor allem an beeindruckenden Zahlen aus den Bereichen Wirtschaft und Bildung nicht vorbei. Ein paar Beispiele aus dem Jahr 2016: In den 29 Städten und Gemeinden mit ihren etwa 340 000 Einwohnern gibt es mehr als 215 000 sozialversicherungspflichtige Jobs. Die Arbeitslosenquote liegt konstant bei etwa 2,6 Prozent. Vier Dax-Unternehmen haben hier ihren Sitz. Vier von 30.

Zur Bildung: An drei Hochschulstandorten studieren nahezu 19 000 Studenten: allein 12 000 an der Technischen Universität in Garching, 2800 an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg, der Rest in Martinsried. Und niemand profitiert in einem der reichsten Landkreise der Republik mehr von der Prosperität, Vielfalt, und Kompetenz der Hochschulen als die hier ansässigen Unternehmen. Oder auch jene, die sich für den Speckgürtel der Landeshauptstadt als neuen Standort entscheiden. Wie etwa der Automobilkonzern BMW, einer der Motoren der bayerischen Wirtschaftskraft. Der hat erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, eine seiner zukunftsträchtigsten Sparten in Unterschleißheim anzusiedeln: Auf dem ehemaligen Airbus-Gelände in der größten Kommune des Landkreises wird BMW sein Forschungs- und Entwicklungszentrum für autonomes Fahren aufbauen. Bis zu 2000 Arbeitsplätze sollen an dem neuen Hochtechnologie-Standort entstehen - das Nachsehen hatte übrigens die Gemeinde Haar, die lange Zeit ebenfalls als möglicher Standort im Gespräch war.

Dieser äußerst guten Nachrichten standen im nun zu Ende gehenden Jahr aber auch erhebliche Negativschlagzeilen gegenüber. Der Stellenabbau beim Kältetechnik-Unternehmen Kelvion in Baierbrunn etwa, 200 Menschen droht dort der Arbeitsplatzverlust. Beim Industriegaskonzern Linde in Pullach stehen 600 Jobs auf dem Spiel; und in Ottobrunn und Taufkirchen werden sich mehrere hundert Arbeitnehmer - vornehmlich Ingenieure und Verwaltungsangestellte - nach neuen Stellen umsehen müssen. Auch diese Schattenseiten gehören zu einer sehr vitalen und immer schnelllebigeren Wirtschaftslandschaft.

Fakt ist aber auch im Landkreis München, dass der Mittelstand den noch immer herausragenden Aufschwung und den Wohlstand der Menschen trägt. Alleine unter dem Dach der Industrie- und Handelskammer für den Landkreis sind 43 000 Unternehmen mit mehr als 200 000 Mitarbeitern versammelt. Dass auch die Neubürger im Landkreis in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen, hat die Kreispolitik längst erkannt und in diesem Jahr einen sogenannten Scan für Flüchtlinge beschlossen: Mit diesem Instrument sollen deren Talente und auch Interessen schnell erfasst werden, um sie so schnell als möglich in Ausbildung zu bringen. Zudem hat die Berufsschule des Landkreises unlängst in Feldkirchen fünf sogenannte Berufsschulintegrationsklassen für hundert Flüchtlinge eingerichtet - weitere fünf sollen bald folgen.

Der Landkreis München aber wird aufgrund seiner Attraktivität weiter ein Hochtechnologiestandort bleiben: Mit dem Mediencluster in Unterföhring und Ismaning, der Luft- und Raumfahrt in Ottobrunn und Taufkirchen und seinen Hochschulstandorten. Die Zahlen werden voraussichtlich so gut bleiben.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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