"Ich hatte Befehl zu deportieren"

Für die Philosophin Hannah Arendt verkörperte der Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der während der Nazizeit für die Vertreibung und Deportation von Juden zuständig war, die "Banalität des Bösen". Als Eichmann 1961 in Jerusalem der Prozess gemacht wurde, berichtete Arendt für die New York Times von diesem Ereignis. Dabei bescheinigte sie diesem "Hanswurst" eine gewisse Beschränktheit, die ihn erst in die Lage versetzte zum menschlichen Ungeheuer zu mutieren. "Ich sah bei Eichmanns Berichten vor Gericht seine nahezu totale Unfähigkeit, jemals eine Sache vom Gesichtspunkt eines anderen her zu sehen." Der Autor Rainer Lewandowski hat auf Grundlage der Protokolle des Eichmann-Prozesses ein Theaterstück geschrieben. Dabei werden die Aussagen des Angeklagten den historischen Fakten sowie den Berichten von Zeugen gegenübergestellt und Monologe von chorischen Textpassagen flankiert. An diesem Freitag, 23. September, von 20 Uhr an wird das Stück "Eichmann" im Bürgerhaus Pullach, Heilmannstraße 2, aufgeführt. Franz Froschauer spielt diesen wirklichkeitsresistenten Angeklagten, als einen Befehlsempfänger, dessen Verantwortungsgefühl an seinem unreflektierten Pflichtbewusstsein scheitert. "Ich hatte Befehl zu deportieren", so die Rechtfertigung. Ein Alptraum offenbart sich hier auf der Bühne - historische Schreckensszenarien, die den Zuschauer bis in seine wohlsituierte Gegenwart verfolgen. "Ich blieb stur, ich hielt durch." So beschreibt Froschauer in der Rolle des Eichmann dessen persönliche Qualitäten und macht mit seinem eindringlichen Spiel das Unglaubliche glaubhaft - mit schneidender Stimme, erhobenem Kinn und einer Spur Stolz. Karten für die Vorstellung in Pullach gibt es Dienstag und Freitag, 10 bis 12 Uhr, sowie Mittwoch und Donnerstag, 16 bis 18 Uhr, im Bürgerhaus, telefonisch unter ☎ 089/74 47 52-0 oder online unter www.reservix.de