Kreis und quer:Was auf die Ohren

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Die Initiative für mehr Lärmschutz ist von der Staatsregierung abgelehnt worden. Der Kreistag sollte diese Entscheidung kritisch hinterfragen

Von Lars Brunckhorst

Jetzt, da der Sommer beginnt, fällt es wieder stärker auf. Wenn man abends auf der Terrasse sitzt oder bis morgens bei offenem Fenster schläft, hört man es: dieses Rauschen und Brausen, Brummen und Summen, das im Winterhalbjahr hinter dichten Türen und Fenster ausgesperrt bleibt. Nein, gemeint sind nicht Mücken und Schnaken. Es geht um den Straßenlärm.

Nicht weniger als sieben Autobahnen durchschneiden den Landkreis München: von der Garmischer im Westen, der Salzburger im Süden, der Passauer im Osten bis zur Nürnberger im Norden. Nicht zu vergessen natürlich die A 99, der Autobahnring. Der Lärm, der von diesen Hauptverkehrsadern ausgeht, betrifft Tausende Menschen. Immerhin 20 der 29 Kommunen des Landkreises werden mehr oder weniger von Autobahnen tangiert. Wer nicht das Glück hat, in Pullach oder Grünwald, Straßlach oder Aying zu leben, sondern aus der Stadt in einen der anderen Orte am Stadtrand gezogen ist, aufs vermeintlich ruhige Land, hat dort nicht selten ein böses Erwachen erlebt.

Ob Unterhaching oder Taufkirchen im Süden, Grasbrunn und Kirchheim im Osten oder Garching und Unterschleißheim im Norden - wenig verbindet den Landkreis München und seine Menschen so wie das Leben mit dem Lärm. Und so war dem Kreistag breiter Beifall gewiss, als er vor zwei Jahren einen Vorstoß für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen rund um München beschloss, die einfachste und kostengünstigste Maßnahme für mehr Lärmschutz. Als dann auch noch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann kurz vor der Kommunalwahl 2014 die damalige Landrätin Johanna Rumschöttel bat, "die aus Ihrer Sicht möglicherweise betroffenen Wohngebiete konkret zu benennen", kam sogar bei Skeptikern wie dem Grünen-Kreisrat Christoph Nadler so etwas wie vorsichtige Hoffnung auf.

Doch diese war vergebens. Wie diese Woche herauskam, hat die bayerische Staatsregierung - wie zu erwarten - Tempolimits auf allen Autobahnen rund um München abgelehnt. Dass die Initiative für mehr Lärmschutz gescheitert ist, ist im neuerdings CSU-geführten Landratsamt bereits seit Februar bekannt. Dort hat man es bisher aber nicht für nötig befunden, den Kreistag und die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Ein Grund mag sein, dass die CSU im Kreistag ohnehin nichts von der Initiative hielt. Man hätte sich den Aufwand sparen können, sagt denn auch ihr heutiger Landrat Christoph Göbel. Und: Das Schreiben des Innenministeriums sei es nicht wert, sich damit "separat" zu befassen.

Das allerdings sollte der Kreistag dem Landrat nicht durchgehen lassen. Die lärmgeplagten Bürger wollen schon gerne genauer wissen, warum das Innenministerium keine Geschwindigkeitsbegrenzungen für nötig hält. Andernfalls gibt es was auf die Ohren.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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