Kreis und quer:Falsche Freunde

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Die Angst einiger Immobilienbesitzer, ihre Häuser könnten wegen der Nähe zu Flüchtlingsheimen an Wert verlieren, ist unbegründet. Leider!

Von Wolfgang Krause

Fremdenfeindlichkeit hat heute viele Gesichter. Es gibt den überzeugten Nazi, den dumpfen Rassisten. Es gibt den besorgten Bürger, der in jedem Zuwanderer einen potenziellen Vergewaltiger oder Terroristen sieht. Und es gibt den Immobilienbesitzer, der um den Wert seines Hauses oder seiner Wohnung fürchtet, wenn in der Nähe Flüchtlinge in Containern, Turn- oder Traglufthallen einquartiert werden.

Dieser Typus ist im Speckgürtel von München besonders verbreitet. Wenn er an die Gemeinde oder das Landratsamt schreibt, um gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in seiner Nachbarschaft zu wettern, betont er wortreich, dass er persönlich überhaupt nichts gegen Menschen aus anderen Kulturkreisen habe. Im schlimmsten Fall glaubt er das sogar selbst. Dann findet er nichts dabei, seinen Protest mit der Sorge um eine menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge zu verbrämen - gerne auch garniert mit dem Hinweis, wie provozierend es für diese armen Teufel doch sein müsse, aus ihren tristen Containern auf das Schwimmbad in seinem Garten zu blicken.

In Wirklichkeit gilt die Sorge dieses Menschenfreunds natürlich genau dem eigenen Wohlstand, den er den Flüchtlingen angeblich nicht zumuten will. Es könnte ja sein, dass das Haus, das er vor ein paar Jahren gekauft hat, nun doch nicht den doppelten Preis erzielt. Oder dass er die Miete für eine Wohnung irgendwann nicht weiter erhöhen kann. Und das alles, weil ab und zu ein Mann mit dunkler Hautfarbe oder eine Frau mit Kopftuch vorbeigeht.

Dabei ist diese Angst völlig unbegründet. Leider! Flüchtlinge und Zuwanderer können eine kulturelle Bereicherung sein, sie mögen dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern. Aber das größte Problem in der Region München können auch sie nicht lösen - den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. So sehr man es sich wünschen würde: Kein Haus wird durch ihre Anwesenheit an Wert verlieren, im Gegenteil. Die Immobilienpreise werden weiter steigen und die Mieten in die Höhe treiben.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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