Kreistag:Verbot von Glyphosat bleibt bestehen

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Emotionale Debatte: Auf kreiseigenen Flächen darf das Unkrautvernichtungsmittel nicht zum Einsatz kommen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Auf den Flächen, die dem Landkreis München gehören, wird das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat weiterhin nicht zum Einsatz kommen. Einstimmig votierten die Mitglieder des Kreisausschusses für Umwelt und Energie am Mittwoch dafür, das Verbot des umstrittenen Mittels aufrecht zu erhalten und auch bei neuen Verträgen, die der Landkreis schließt, bei der bisherigen Linie zu bleiben. Angesichts der leidenschaftlich geführten Debatte, der vor allem die beiden CSU-Kreisräte und Landwirte Anton Stürzer und Josef Hornburger ihren Stempel aufdrückten, war es letztlich doch überraschend, dass es keine Nein-Stimme gab.

Vordergründig ging es tatsächlich nur um die Flächen, die sich in Besitz des Landkreises befinden. Stürzer und Hornburger war aber deutlich anzumerken, dass ihnen die laufende Debatte über ein deutschlandweites Verbot des Unkrautvernichtungsmittels nahe geht und sie den Ruf ihres Berufsstandes in Gefahr sehen. "Der Druck von außen auf uns Landwirte ist enorm", sagte der Höhenkirchner Bauer Stürzer. "Wir werden in dieser Diskussion laufend an den Pranger gestellt." Die Landwirte, sagte er, würden "ständig darauf aufmerksam gemacht, wie wir unsere Arbeit zu machen haben".

Sowohl die Freien Wähler als auch die ÖDP und die Grünen hatten in Anträgen ein Verbot von Glyphosat auf den landkreiseigenen Flächen gefordert. Insbesondere der Vorstoß der Freien Wähler erzürnte Stürzer aber: "Da muss ich einen kleinen Seitenhieb loswerden - euch und vor allem die Landwirte bei den Freien Wählern kann ich überhaupt nicht verstehen."

Max Kraus, Kreisrat der Freien Wähler aus Ismaning, verteidigte den Antrag seiner Fraktion: "Wir müssen im Kleinen anfangen, um etwas zu bewegen." In Ismaning, sagte Kraus, werde seit 1989 auf gemeindeeigenen Flächen kein Glyphosat mehr versprüht. Christoph Nadler von den Grünen betonte die Vorbildfunktion des Landkreises, der "in seinem Bereich" etwas tun müsse. Sein Fraktionskollege Oliver Seth verwies auf den "noch immer ungeklärten Streit der Wissenschaftler", ob Glyphosat denn nun tatsächlich krebserregend ist oder nicht. "Aber so lange das nicht geklärt ist, wäre es unverantwortlich, es weiter zu verbreiten", sagte Seth.

Josef Hornburger gehört zu den Landwirten im Landkreis, die Glyphosat nutzen - wie auch Anton Stürzer. "Es ist bei mir punktuell und sehr reduziert im Einsatz", sagte Hornburger, nachdem er ein sehr leidenschaftliches Plädoyer für die Landwirtschaft gehalten hatte. Wie auch Stürzer nach ihm. Wenn das Mittel konsequent verboten würde, sagte Hornburger, würde sich die Landwirtschaft an sich, aber auch die Versorgung der Bevölkerung "gewaltig verändern". Er selbst, sagte Hornburger, arbeite "seit Jahrzehnten nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit". Er werde doch nicht gefährden, was seine Familie seit Jahrzehnten aufgebaut habe: "Ich vernichte doch nicht fahrlässig die Grundlage der nächsten Generation." Stürzer sagte, es sei "unsere Aufgabe, gesunde Lebensmittel herzustellen und die Bevölkerung zu versorgen". Gerade die Landwirte, sagte Stürzer, würden dabei viel tun, um "die Umwelt und auch die Artenvielfalt" weiter zu gestalten.

Landrat Christoph Göbel (CSU) mahnte in der Debatte einen verantwortungsvollen Umgang an - auch mit der Arbeit der Landwirte im Landkreis, die aus seiner Sicht sehr sorgfältig und nachhaltig arbeiteten: "Wir dürfen sicher keine Sündenbockdebatte führen." FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer sagte, ihm sei die Entscheidung sehr schwer gefallen: "Aber wenn ich abwägen muss zwischen den Nachteilen für den Unternehmer und den Nachteilen für den Menschen, entscheide ich für den Menschen."

Es gelang schließlich dem Umweltexperten der SPD, Erwin Knapek, die Debatte auf eine sachliche Ebene und die Landwirte auch etwas aus der Schusslinie zu nehmen: "Aufklären müssen wir doch vor allem die Privaten, die es im eigenen Garten hernehmen", sagte Knapek. "Die brauchen es wirklich nicht. Die sollen nicht in den Baumarkt rennen und sich einfach irgendein Herbizid kaufen." Dass die Entscheidung für das Verbot von Glyphosat auf Flächen des Landkreises einstimmig ausfiel, lag auch daran, dass das Wort "Landwirte" aus der Beschlussvorlage herausgestrichen wurde. Denn der Ausschuss brachte auch einen Appell auf den Weg: Dieser richtet sich jetzt an die "gesamte Öffentlichkeit", künftig auf den Wirkstoff zu verzichten.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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