Kreis und quer:Vor uns die Sintflut

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Wasser für Obama: Franz Inselkammer jun. und das Ayinger Nass. (Foto: Claus Schunk)

Wenn der G7-Gipfel mal wieder ergebnislos versandet, liegt es sicher nicht an derAyinger Brauerei. De versorgt die Mächtigsten der Mächtigen auf Schloss Elmau mit Wasser und Bier. Aus einer eiszeitlichen Wasserblase tief unter der Gemeinde

Von Michael Morosow

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ist ein Ozean", sagte einst der englische Naturforscher Isaac Newton. Vielleicht sind bis heute ein paar Tropfen Wissen dazugekommen. In jedem Fall aber stieg seither der Meeresspiegel an, was einen zu der kühnen Behauptung verleiten könnte, die Dummheit der Menschen werde bald die Kontinente überschwemmen.

Nur gut deshalb, dass Schloss Elmau mehr als Tausend Meter über dem Meeresspiegel liegt. Hier wollen sich am Sonntag und Montag die Teilnehmer am G-7-Gipfel wieder einmal um die Rettung der Welt kümmern. Diesesmal aber besteht die berechtigte Hoffnung, dass am Ende tatsächlich was Brauchbares herauskommt, denn Obama, Merkel & Co. werden an beiden Tagen frisch im Kopf bleiben. Noch viel frischer als der Typ im Werbefernsehen, der nach einem Schluck Wasser einen toten Hasen mit einem Luftballon wiederbelebt. Das Mineralwasser, das in Elmau auf Betreiben des Kanzleramtes an den Tagungstischen und im Restaurant gereicht wird, entstammt einer eiszeitlichen Wasserblase, die seit Millionen von Jahren etwa 180 Meter tief unter Aying wabert. Überflüssig zu erwähnen, dass die Brauerei Aying aus diesem tertiären Sud ihr Bier braut, das übrigens ebenfalls beim Gipfel ausgeschenkt wird. Im Handel wird das Wasser als "Prim Aqua" angeboten, extra für Elmau hat die Brauerei das Lebenselixier in "Ayinger Mineralwasser" umbenannt und ein Etikett mit G-7-Gipfel-Logo entworfen. Es enthält ausreichend Magnesium, welches bekanntlich die Denkleistung steigert, und Kalium, das Sauerstoff zum Gehirn transportiert. Wer will, gießt sich so lange nach, bis ihm eine Idee zur Weltrettung in den Kopf schießt. Wobei zu befürchten ist, dass Einigen weit vorher die Blase platzen würde.

Circa 200 Träger Eiszeitwasser hat die Ayinger Brauerei zum Schloss Elmau geliefert. Den Gipfelteilnehmern werden dabei drei Sorten kredenzt: Zum einen die Marken "still" oder "sanft" , die auf verträgliche Weise Herzrhythmus und Blutdruck normalisieren. Zum anderen ein "hupferts Wasser", also eines mit viel Kohlensäure, das wohl bei schleppenden Diskussionen zum Einsatz kommen wird. Wenn aber auf diesem Gipfel trotz Ayinger Eiszeitwasser wiederum nur heiße Luft produziert wird, dann hat Newton wohl wirklich recht gehabt.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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