Kreis und quer:Öl in Aying

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Glücklicher Landkreis München. Wie hier am Deininger Weiher lässt sich der Jahresausklang entspannt genießen. Wirkliche Sorgen gibt es in diesem Landstrich kaum, allenfalls Luxus-Probleme. (Foto: Claus Schunk)

Zum Glück hat sich im Landkreis München auch im vergangenen Jahr nicht allzu viel geändert und die Menschen haben weiterhin ihre altbekannten Luxus-Sorgen in dem wohlhabenden und heiß begehrten Landstrich.

Kolumne von Lars Brunckhorst

Das war's also wieder. 365 Tage sind rum, 303 Ausgaben dieser Zeitung gedruckt, in wenigen Stunden feiern wir in 2017 hinein. Was bleibt von 2016? In der Rückschau sind es, so es den Landkreis München betrifft, vor allem drei Themen: Der Bürgerentscheid über einen Schlachthof in Aschheim, die Diskussion um weiterführende Schulen und - natürlich - wieder die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen, die die politischen Debatten bestimmten. Daneben beschäftigten die Menschen in und um München einmal mehr der immer weiter zunehmende Verkehr und die steigenden Immobilienpreise.

Auch sonst hat man, vergleicht man 2016 mit 2015, ein Täglich-grüßt-das Murmeltier-Gefühl: Der Landkreis hat auch heuer wieder in allen möglichen Studien und Rankings Spitzenplätze in punkto Kaufkraft, Steuerkraft, Innovation, Zukunftsperspektive und Lebensqualität belegt. Die Energiewende kommt, wiewohl von allen Parteien seit Jahren beschworen, nicht wirklich recht voran. Die Straßen sind allerorten weiter verstopft, der Ausbau von S- und U-Bahn stockt. Trotz gigantischer Einnahmen macht der Kreis weiter Schulden. Grünwald und Unterföhring sind weiter unermesslich reich. Peter Paul Gantzer gehört noch immer dem Landtag an und Florian Hahn kandidiert trotz Spiegel-Enthüllungen über seine Nebentätigkeiten wieder für den Bundestag.

Wer dieses Jahr auf einer einsamen Insel oder irgendwo am Rande des Universums verbracht hat und erst zu Silvester zurückkommt, könnte den Eindruck gewinnen, nichts verpasst zu haben. Wie wäre es daher, wenn mal alles anders gekommen wäre? Unerwarteter, überraschender, spektakulärer. Wenn Aschheim ja zum Schlachthof gesagt hätte? Wenn der Energieverbrauch und die Immobilienpreise gesunken statt weiter gestiegen wären? Wenn Aying auf Öl gestoßen und Grünwald und Unterföhring als reichste Gemeinden überholt hätte? Und Peter Paul Gantzer seinen Stuhl im Landtag für Annette Ganssmüller-Maluche räumen würde?

Unmöglich oder nur unvorstellbar? Wie auch immer: Im Rückblick wird die Mehrheit der Menschen im Landkreis froh sein, dass die ganz großen Umbrüche zumindest in unserer Region ausgeblieben sind. Veränderung darf und soll schon sein. Aber schaut man auf andere Teile der Welt - auf Brexit, Türkei und Trump - gewinnen Beständigkeit und Verlässlichkeit an Wert. Lieber lamentiert man weiter darüber, dass München und sein Umland zu voll, zu teuer und zu bräsig sind, sich keine günstige Wohnung findet und man auf dem Weg vom Büro nach Hause wieder viel zu lange im Stau stand, als dass die Party ein jähes Ende findet. Das gilt auch mit Blick auf das nächste Jahr. Sind es doch Luxus-Sorgen, um die uns der größte Teil der Welt beneidet.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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