Kreis und quer:Igel im Trachtenjanker

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Es ist fast wie in Grimms Märchen: Landrat Christoph Göbel ist immer vor dem Hasen am Ziel. Wie er das macht, bleibt sein Geheimnis

Kolumne von Stefan Galler

Pünktlich zum Start der Formel-1-WM an diesem Wochenende wollen wir uns auch an dieser Stelle mit der rasanten Sportart beschäftigen. Der Fluglinienbetreiber Niki Lauda war früher bekanntlich auch mal Autorennfahrer. Und zwar einer, der aus seinem Herzen niemals eine Mördergrube gemacht hat, weshalb er bei seinem ersten Rücktritt im Jahr 1979, nach zwei Weltmeistertiteln und dem verheerenden Feuerunfall am Nürburgring, einen prägenden Satz aussprach: "Ich habe es satt, im Kreis herumzufahren", sagte der Österreicher damals und hängte den Helm von einer Minute auf die andere an den Nagel (um 1982 noch einmal für drei Jahre zurückzukehren).

Eine vergleichbare Kurzschlussreaktion ist von Landrat Christoph Göbel nicht zu erwarten, obwohl er ja ebenfalls ständig im Kreis herumfährt - im Landkreis, um genau zu sein. Es ist wie bei den Gebrüdern Grimm: Egal, wohin man als Berichterstatter kommt, der CSU-Politiker ist schon da. Ein Igel im Trachtenjanker sozusagen und man fragt sich, ob es wie im Märchen zwei Göbels gibt, die den Hasen an der Nase herumführen: Bürgermeisterwahlen in Putzbrunn und Baierbrunn - Göbel lässt es sich nicht nehmen, den Gewinnern vor Ort die Hand zu schütteln. Kreistagssitzung in Taufkirchen - der Landrat erscheint pünktlich und bedankt sich bei der Gemeinde für die Gastfreundschaft (auch wenn Bürgermeister Sander, der kein Kreistagsmandat hat, gar nicht da ist, um das Landkreis-Parlament in seiner Kommune willkommen zu heißen). Einweihungen öffentlicher Einrichtungen - das Grußwort spricht natürlich der Ehrengast aus dem Landratsamt. Sogar in den Partnerlandkreis in Polen verschlägt es den Gräfelfinger dann und wann. Und zu Bürgerversammlungen in allen Ecken des Kreisgebietes kommt Göbel selbstredend ebenfalls, wenn es sich irgendwie einrichten lässt.

Wenn nicht, schickt er seinen Vertreter und Parteifreund Ernst Weidenbusch, der die Auftritte sichtlich genießt, schließlich ist schon bald Landtagswahl, da schadet es ja nicht, wenn man sich den Bürgern auch mal persönlich vorstellt. Weidenbusch, der neue Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Landesbank und staatliche Beteiligungen, hat aber nicht ewig Zeit, deshalb redet er den Bürgermeistern vor den Versammlungen stets ins Gewissen, ihre Monologe zu den Gemeindeangelegenheiten doch bitteschön so kurz wie möglich zu halten.

Derlei Tricks hat man von Christoph Göbel noch nicht erlebt, macht aber auch nix, denn der Landrat hat offenbar einen findigen Chauffeur, der ihn trotz des Staus auf der A 99, auf der Grünwalder Brücke oder auf dem Föhringer Ring j ust in time ans Ziel bringt. Ach was werden das für wunderbare Zeiten, wenn erst Dorothee Bärs Vision vom Flugtaxi wahr wird. Dann macht der umtriebige Landrat mal locker noch zehn Termine mehr am Tag.

Fast wie Niki: Der fuhr auch zuerst im Kreis und hob später ab.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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