Kommentar:Zur Untätigkeit verdammt

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Weil eine Wählergruppierung nicht locker lässt, kommt der Bau dringend benötigter Wohnungen nicht voran

Von Sabine Wejsada

Man könnte meinen, die Zukunft von Pullach steht auf dem Spiel. Dabei geht es gerade einmal um 22 bezahlbare Wohnungen, die von der Gemeinde geschaffen werden sollen. Ein Projekt also, über das in Zeiten überteuerter Mieten und horrender Grundstückspreise in einer Zuzugsregion wie dem Landkreis München überparteilicher Konsens herrschen müsste. Doch anstatt ein solches Vorhaben möglichst schnell in die Tat umsetzen zu können, muss die Gemeinde Pullach nun einen Bürgerentscheid vorbereiten.

Zu verdanken haben das Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund von den Grünen und die Mehrheit im Gemeinderat der Wählergruppe "Wir in Pullach" (WIP). Die kämpft seit Wochen ohne Rücksicht auf Verluste und auf fragwürdige Weise dafür, die Entscheidung für den Wohnungsbau rückgängig zu machen. Die Gruppierung, die das Projekt zuvor im Gemeinderat torpediert hat, ist sich dabei auch nicht zu schade, die Möglichkeiten der direkten Demokratie zu missbrauchen und ein Bürgerbegehren durchzusetzen, in dem die Pullacher darüber abstimmen sollen, ob für Menschen mit geringerem Einkommen kommunale Wohnungen gebaut werden.

Dass die Gemeinde nun alle Bemühungen an der Heilmannstraße einstellen soll, ist beileibe kein Grund zur Freude. Dass sie stattdessen ihre Energie darauf verwenden muss, die Bürger von etwas zu überzeugen, das eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, erst recht nicht. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum gehört zur Daseinsvorsorge in einer Kommune.

Wohlgemerkt: Es geht nicht um ein Hochhaus, mit dem das schöne Pullach seine Beschaulichkeit verlieren würde - und nicht um eine Siedlung, die aus dem Boden gestampft werden soll und vor deren vielen hundert Bewohnern Alteingesessene Angst haben müssten. Es geht um 22 gemeindeeigene Wohnungen, die nichts weiter sind als ein Tropfen auf dem heißen Stein, auf einem vollkommen überhitzten Mietmarkt.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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