Kommentar:Partei der Verunsicherten

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Kiffen und Multikulti: Bela Bach droht Konkurrenz im Kampf um das Bundestagsmandat, weil vielen Mitglieder die thematische Ausrichtung der Kreisvorsitzenden nicht ausreicht

Von Lars Brunckhorst

Es ist gut zwei Monate her, da saß Bela Bach mit zwei Alt-Vorderen der SPD im Haarer Bürgersaal, um mit ihnen darüber zu diskutieren, wie man die Partei aus dem Umfragetief führen könnte. Die junge Kreisvorsitzende hatte es dabei nicht leicht, gegen ihre beiden wortgewaltigen Mitdiskutanten, den SPD-Bezirkschef Ewald Schurer und den Landtags-Grandseigneur Peter Paul Gantzer, zu Wort zu kommen. Irgendwie passte das: Seit die 25-Jährige vor anderthalb Jahren den Vorsitz bei den Sozialdemokraten im Landkreis übernahm, hat man von ihr nicht allzu viel gehört. Außer ihrem Vorstoß für eine Legalisierung weicher Drogen ist von der Jura-Studentin kaum etwas in Erinnerung.

Das ist auch immer mehr Parteifreunden zu wenig. Und so wundert es nicht, dass sich einige inzwischen die Frage stellen, ob die junge Planeggerin in einem Kreisverband, der immerhin mal einen Otto Schily in Berlin hatte, wirklich die richtige ist als Kandidatin für die Bundestagswahl 2017. Einer aus dem Kreisverband hat diese Frage nun für sich beantwortet: Wolfgang Lex will der Vorsitzenden bei der Bundeswahlkreiskonferenz im Oktober die bereits sicher geglaubte Nominierung streitig machen. Und er dürfte keineswegs ganz chancenlos sein: Der 55-jährige Oberhachinger steht für all jene in der Partei, denen ein bisschen Kiffen und Multikulti zu wenig ist für ein sozialdemokratisches Profil und die zudem die Nase voll haben von der Frauen-Dominanz im Kreisverband mit Natascha Kohnen, Annette Ganssmüller-Maluche und Ingrid Lenz-Aktas.

Ob das für eine Überraschung bei der Wahlkreiskonferenz am 4. Oktober reicht, ist fraglich. Immerhin hat Bela Bach den Kreisvorstand und alle namhaften Parteifreunde hinter sich. Und sie hat schon bei ihrer Wahl zur Kreisvorsitzenden voriges Jahr bewiesen, dass sie eine Kampfabstimmung klar gewinnen kann. Andererseits zeigt der Umstand, dass die SPD-Spitze versuchte, die Gegenkandidatur geheim zu halten, eine gewisse Verunsicherung. Nun rächt sich, dass der Kreisvorstand die Personalie Bela Bach im Hinterzimmer ausheckte, anstatt die K-Frage für die Bundestagswahl zum Beispiel in einer offenen Mitgliederbefragung zu entscheiden.

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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