Kommentar:Grüner wird's nicht

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Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund muss viel Kritik einstecken. Eine zweite Amtszeit erscheint dennoch sehr wahrscheinlich

Von Martin Mühlfenzl

Wann immer die Grünen im Landkreis darüber diskutieren, was für sie machbar ist, verweisen sie auf ein Beispiel: Susanna Tausendfreund. Eine Grüne, die 2014 im eigentlich stockkonservativen Pullach, einem einstigen Erbhof der CSU, die Stichwahl um das Bürgermeisteramt gegen einen Schwarzen mit nahezu 70 Prozent der Stimmen gewonnen hat. Ein Triumph, der die Partei immer noch beflügelt; der allerdings für sich alleine steht. Von der 70-Prozent-Marke sind die Grünen andernorts - oder gar landkreisweit - derzeit so weit entfernt wie Ilse Aigner vom Amt der Ministerpräsidentin.

Dennoch lohnt ein genauerer Blick auf Tausendfreund zur Halbzeit ihrer ersten Amtsperiode als Bürgermeisterin. Vor allem, weil bereits jetzt eine zweite sehr wahrscheinlich erscheint. Drei Jahre lang war die erste grüne Bürgermeisterin im Landkreis zahlreichen Störfeuern ausgesetzt. Sie sah sich bei der Unterbringung von Flüchtlingen und der Schaffung von neuem Wohnraum einer zeitweiligen Blockadehaltung insbesondere der CSU und der von ihr abgespaltenen Gruppierung Wir in Pullach ausgesetzt. Erstere vermittelte seit Tausendfreunds Amtsantritt den Eindruck, sie würde den Verlust des Bürgermeisteramtes nie verwinden. Die - teils gezielt und offen gesetzten, manchmal versteckten - Attacken waren und sind bisher nicht zum Schaden der Bürgermeisterin gewesen. Vielmehr haben ihre Gegner im Gemeinderat ob ihrer Opposition vergessen, dass sich bei der Kommunalwahl 2020 möglicherweise die Chance auftun könnte, Tausendfreund wieder aus dem Amt zu befördern. Denn mit dem Slogan, alles richtig gemacht zu haben, wird auch die 70-Prozent-Bürgermeisterin nicht in den Wahlkampf ziehen können.

Vieles spricht aber dafür, dass Pullach - so Susanna Tausendfreund denn will - eine grüne Gemeinde bleiben wird. Dass ihre Partei im Landkreis von Tausendfreunds Strahlkraft profitieren wird, ist allerdings mehr als fraglich. Ihr Triumph hatte und hat sehr lokale, Pullach-spezifische Ursachen. Die spiegeln sich noch heute in der Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Bürgermeisterin wider.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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