Das große Zittern wird Angela Merkel wohl nicht bekommen, wenn ihr ein Kommunalpolitiker aus dem Landkreis den Rücktritt nahe legt. Besonders dann nicht, wenn er seine kritische Sichtweise auf die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin und Forderungen nach einer Kehrtwende derselben via Facebook lanciert. Hat doch schon der Kabarettist Marc-Uwe Kling erkannt: Das Gute an Facebook ist, dass dort jeder seine Meinung äußern kann - das Schlimme, dass es auch jeder tut.
Thomas Pardeller, Neubiberger CSU-Kreisrat, hat nach den verheerenden Terroranschlägen von Paris Merkels Flüchtlingspolitik im Netz ins Visier genommen. Er sondert in seinem Statement die üblichen Parolen ab, die längst nicht mehr nur an Stammtischen zu hören sind, sondern sich zu Grundlagen des verbalen Repertoires in der CSU-Zentrale entwickelt haben. Die Sprüche vom unkontrollierten Strom Hunderttausender, von der Gefährdung der Sicherheitslage erschrecken schon lange nicht mehr. Verstörend aber wirken zwei andere Aussagen Pardellers. Er fragt: Musste erst so etwas Schreckliches passieren - also die Anschläge -, dass Angela Merkel und die Bundesregierung aufwachen? Auf Montagsdemonstrationen in Dresden sind solche Parolen zu erwarten. Wie auch die Forderung nach dem Rücktritt der Kanzlerin, falls diese nicht in der Lage sei, ihren Fehler in der Flüchtlingspolitik einzugestehen. Dresden lässt grüßen.
Auch und gerade auf Facebook dürfen viele Vieles. Das Netzwerk hat sich zu einem schier unkontrollierbaren Sammelbecken kruder Meinungsäußerungen entwickelt - das Facebook selbst übrigens gar nicht kontrollieren will. Umso wichtiger ist es, dass Politiker auf allen Ebenen Maß halten und nicht gefährliche Stimmungen schüren. Ein junger, aufstrebender CSU-Kreisrat sollte das eigentlich wissen.