Kommentar:Die Lehre aus den Rechenfehlern

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Die Autobahndirektion hat aus der Explosion der Kosten für die Anschlusstelle Aschheim/Ismaning Konsequenzen gezogen. Das könnte künftige Projekte verzögern

Von Martin Mühlfenzl

Wenn öffentliche Projekte finanziell aus dem Ruder laufen, ist der Aufschrei groß. Reflexartig wird dann der Vorwurf laut, es werde Steuergeld verschwendet. Exakte und vernünftige Planungen traut ohnehin kaum einer den Bürokraten in den Behörden zu. Explodieren dann tatsächlich die Kosten, wie im Falle der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning, fühlen sich eigentlich alle bestätigt, die es vorher eh schon besser wussten.

Der Autobahndirektion Südbayern, die verantwortlich ist für die horrenden Baukosten der Autobahnausfahrt in Höhe von 44,5 Millionen Euro, kann vieles vorgeworfen werden. Die Behörde hat die Kosten für den Umbau viel zu niedrig angesetzt, sie hat vor allem den Landkreis als beteiligten Bauträger darüber viel zu lange im Ungewissen gelassen und sie hat zunächst versucht, den Schaden nicht als solchen deklarieren zu müssen. Diese Fehler haben den Mitarbeitern viel Häme eingebracht. Die Autobahndirektion hat aus ihren eigenen Pannen aber die richtigen Lehren gezogen. Mitunter penibel transparent gibt die Autobahndirektion mittlerweile Einblicke in ihre Projekte - das wird all jene freuen, die ihr vorgeworfen haben, sich einzuigeln.

Die zweite Konsequenz indes könnte auf Dauer wieder neuen Frust heraufbeschwören. Denn die Fehlkalkulation der Direktion bei der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning, die auch unter dem Drängen der beteiligten Kommunen und des Landkreises auf schnelle Umsetzung des Vorhabens zustande kam, wird künftige Projekte kaum beschleunigen. Die Planer in der Behörde werden die Kosten für Bauten dieser Größenordnung künftig deutlich höher ansetzen. Sie werden mehr Zeit auf interne Prüfungen verwenden - und verstärkt externe Gutachten anfordern. Sie werden bei der Planung noch mehr Puffer einbauen - finanzielle und zeitliche. Das wird reflexartige Wutausbrüche nicht verhindern. Aber Fehlkalkulationen vermeiden.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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