Kommentar:Der Norden wehrt sich

Lesezeit: 1 min

Fluglärm ist nur einer der Faktoren, unter denen die Anwohner im nördlichen Landkreis zu leiden haben. Dass sie gegen einen weiteren Ausbau des Flughafens opponieren, ist nur billig

Von Martin Mühlfenzl

In den wenigen Stunden - genau genommen von Mitternacht bis 5 Uhr morgens - ist den Menschen im nördlichen Landkreis Ruhe vergönnt. Also fast. Denn während in dieser Zeit am Flughafen München das sogenannte Nachtflugverbot gilt, hören sie in Ismaning, Kirchheim oder Unterschleißheim immer noch ein leichtes Rauschen, das von den Autobahnen herüberweht. Fluglärm, Verkehrslärm, das Heizkraftwerk in Unterföhring - der Norden bekommt es knüppeldick ab.

Auf absehbare Zeit wird sich daran auch nichts ändern. Die Ostumfahrung der A 99 wird auf acht Spuren ausgebaut - und neue und noch breitere Straßen ziehen auch immer mehr Verkehr an. Die B 471 Richtung Flughafen soll de facto zur Autobahn ausgebaut werden. Aus den Türmen des Heizkraftwerks soll noch bis 2035 Rauch aufsteigen. Und die Staatsregierung will mit aller Macht die dritte Startbahn ins Erdinger Moos betonieren. So bitter das klingt, die Menschen im nördlichen Landkreis werden damit leben müssen, in einer Region zu leben, die über Gebühr belastet wird. Sie müssen daher weiter dafür kämpfen, dass zumindest dieser Status quo erhalten bleibt. Dass Lärmschutzwände ein wenig Linderung verschaffen. Dass die Stadtwerke vielleicht ein baldiges Einsehen haben und die Kohleverbrennung in Block 2 doch früher stoppen. Dass schnell umsetzbare Konzepte im öffentlichen Nahverkehr vielleicht doch einen Teil der Pendler zum Umstieg auf die Schiene bewegen.

Und sie müssen selbst deutlich machen, dass die Belastung, die von oben kommt und nicht immer zu sehen ist, nicht weiter zunehmen darf. Die dritte Startbahn am Münchner Flughafen mag aus ökonomischen Gesichtspunkten ihre Vorteile haben. Aber diese Vorteile stellen sich für die Menschen im nördlichen Landkreis allzu oft als Nachteile heraus. Ein lautes und deutlich vernehmbares "Nein" zum Ausbau des Flughafens ist daher das richtige Signal an die Staatskanzlei.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: