Kommentar:Der Freistaat als Bremser

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Während in Nordrhein-Westfalen E-Bikes als Dienstfahrräder eingesetzt werden, ist das in Bayern noch verboten. Zum Schaden der Umwelt

Von Bernhard Lohr

Wenn es um Elektromobilität oder um den Einsatz von Fahrrädern geht, schaut alles auf die Städte. Richtig zu verstehen ist das nicht. Als ob man auf dem Land nur mit dem Auto vorankommen könnte. Dabei ist eine überschaubare Gemeinde wie Brunnthal eine ideale Spielwiese für den Einsatz von Elektroautos, E-Bikes oder Pedelecs. Die zurückzulegenden Strecken sind überschaubar. Und kleine Schritte werden sofort registriert. Wenn der Bürgermeister mit dem Elektroauto vorfährt, spricht sich das herum. Das gleiche gilt für die Rathausmitarbeiter und die Leute vom Bauhof. Sie können Vorbild sein und Vorreiter auf dem Rad mit dem Elektroantrieb.

Die CSU-Politiker rühmen sich gerne, dass Bayern voranschreitet und anderen vormacht, wie es geht. Leider trifft das auf die Verkehrspolitik überhaupt nicht zu. Da setzt die Staatsregierung bis heute noch viel zu sehr auf das Auto. Und das vor allem als unverzichtbares Verkehrsmittel auf dem Land. Dazu passt, dass in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die Landespolitik es schon möglich gemacht hat, dass Rathäuser ihren Beschäftigten Leasingmodelle für Dienstfahrräder anbieten. In Bayern ist noch niemand auf die Idee gekommen.

Dabei kommt mit solchen kleinen Schritten, gerade auch in kleinen Kommunen die Verkehrswende voran. Wer das verschläft, steht noch im Jahr 2030 im Stau. Orte wie Brunnthal werden vom Verkehr überrollt. Dabei geht es zugegebenermaßen vor allem um den überörtlichen Verkehr. Aber nicht nur. Auch die Fahrt zum Einkauf, zum Briefkasten oder zur Arbeitsstelle ins Rathaus zählt.

Bürgermeister Stefan Kern geht es in Brunnthal vor allem darum, Parkplätze in der Ortsmitte freizubekommen. Obwohl eine Tiefgarage unter den Gasthof und das Hotel gegraben wird, wird es künftig eng zugehen. E-Bikes und Pedelecs bieten auch bei diesem wachsenden Platzproblem in den Dörfern eine gute Alternative. Der Staat sollte den Rathäusern bei der Bewältigung ihrer Aufgaben keine Bremsklötze in den Weg legen.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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