Kommentar:CSU will Plazet für ihre Ziele

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Die Kirchheimer Christsozialen wollen die Bürger befragen. Aber nur, um die eigenen Interessen durchzusetzen

Von Sabine Wejsada

Jetzt müssen es halt die Bürger selbst richten. Wo soll das Rathaus hin? Wie geht es mit dem Bürgerhaus weiter? Wollen sie einen Ortspark? Und was wird mit der Heimstettener Straße? In Kirchheim sollen die Wahlberechtigten all das entscheiden, was die Gemeinderäte in den vergangenen Jahrzehnten vor sich hergeschoben haben. Dabei gibt es zumindest für den Rathausstandort in der neuen Ortsmitte einen gültigen Gemeinderatsbeschluss. Direkte Demokratie lautet auf einmal das Zauberwort - ins Spiel gebracht von der örtlichen CSU, die in Maximilian Böltl den Ersten Bürgermeister stellt. Den Rathausbeschluss haben die Christsozialen bis vor Kurzem noch mitgetragen, nun aber sollen die Weichen anders gestellt werden.

Den Bürger fragen, den Bürger hören und dann auf den Bürger hören - klingt gut, was sich die CSU-Fraktion da auf die Fahne geschrieben hat. Aber ist es das auch? Oder muss man nicht annehmen, dass Böltl und seine Parteifreunde nur ihren Willen durchsetzen wollen? Nämlich, das Rathaus im alten Ortskern von Kirchheim zu belassen und zu erweitern und eben nicht einen Neubau auf die dafür vorgesehenen Flächen zwischen den Ortsteilen Kirchheim und Heimstetten zu errichten. Die CSU argumentiert damit, die "lebendigen und gewachsenen Ortskerne mit ihren Geschäften und der Infrastruktur" zu erhalten. Aber damit wächst ein Ort nicht zusammen. Ein Rathaus in einem gemeinsamen Zentrum könnte identitätsstiftende Wirkung für die 1978 zwangsverheirateten Dörfer Heimstetten und Kirchheim haben.

Die Bürger hätten die endlose Diskussion um die Ortsmitte satt, findet CSU-Fraktionssprecher Franz Holz. Jetzt müsse endlich etwas passieren. Stimmt. Um so unverständlicher ist es, dass nun ausgerechnet die CSU die Dauer-Debatte wieder anstößt. Bleibt zu hoffen, dass den neuen Freunden der direkten Demokratie der Bürgerwille auch dann gefallen möge, wenn das Votum der Kirchheimer und Heimstettener anders ausfällt, als von den Initiatoren gewünscht.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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