Kommentar:Am Südring führt kein Weg vorbei

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Die Lösung der Probleme erfordert die Zusammenarbeit von allen, auch derer aus den südlichen Kommunen

Von Martin Mühlfenzl

Von der großen Verkehrskonferenz des Münchner Nordens gehen zwei Signale aus. Die Zeit der Insellösungen ist vorbei, lautet die eine. Um die Verkehrsprobleme in der boomenden Region in den Griff zu bekommen, muss der öffentliche Nahverkehr gestärkt und müssen neue Verbindungen geschaffen werden, die andere. Das sind zwar wahrlich keine neuen Erkenntnisse. Aber der neuerliche Vorstoß für den Bau des S-Bahn-Nordrings zeigt, wie drängend gerade die Probleme im Norden des Landkreises sind - und wie sehr der Süden versucht, sich von dieser schwierigen Thematik abzukoppeln.

Es ist richtig, wenn Stadt und Landkreis gemeinsam versuchen, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken; denn es gehört weiter so viel Verkehr wie möglich von der Straße auf die Schiene. Zu glauben, mit Maßnahmen wie einer neuen S-Bahn-Trasse im Münchner Norden würde sich das Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen und Straßen der Region drastisch reduzieren, ist aber naiv. Vielmehr geht es darum, die Kommunen nicht noch weiter zu belasten und sie - wenn überhaupt - ein klein wenig zu entlasten. Das ist das Schicksal dieser boomenden Region, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Prosperität mit immer mehr Verkehr zu kämpfen haben wird.

Letztlich muss es das Ziel der politisch Handelnden und verkehrstechnischen Planer sein, den Verkehr in neue, geordnete Bahnen zu lenken. Die Infrastruktur muss mit dem ökonomischen Aufschwung mithalten, um diesen nicht irgendwann zu gefährden. Dazu gehört auch, dass alle Beteiligten zu neuen Lösungen beitragen - auch jene, die sich bisher mit all ihrer Kraft auf der eigenen Insel verbarrikadiert haben. Der Druck auf die südlichen Gemeinden des Landkreises durch die stark belasteten Kommunen im Norden wird nicht nachlassen. Damit wird auch der Begriff "Autobahn-Südring" nicht einfach von der politischen Agenda verschwinden, sondern er wird irgendwann Teil der Lösung - auch wenn sich viele einfach wegducken.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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