Nichts ist in der Flüchtlingsthematik derzeit so alt wie die Zahlen von gestern. Kaum notiert, sind sie schon wieder überholt. Das gilt im Landkreis auch für die unbegleiteten Minderjährigen. Mitte September zählte Jugendamtsleiter Uwe Hacker noch 124 junge Menschen, die ohne Begleitung nach Deutschland und in den Landkreis München gekommen waren. In der Sitzung des Gremiums Ende vergangener Woche berichtete er von inzwischen 204. Bis Ende des Jahres prognostiziert er nun 400 unbegleitete Minderjährigen "Das ist alles sehr unberechenbar und wahnsinnig schwer zu planen, wir müssen komplett auf Sicht fahren", sagte Hacker.
Derzeit ist ein Großteil der jungen Flüchtlinge in der Jugendherberge Burg Schwaneck in Pullach, in der Jugendbegegnungsstätte Oberschleißheim sowie in Hohenbrunn untergebracht. Hacker rechnet damit, dass ein Teil der ankommenden Jugendlichen im Ismaninger Ortsteil Fischerhäuser einquartiert wird, "das ist zumindest angedacht." Zugleich betonte der Jugendamtsleiter, dass all diese Unterkünfte "keine Dauerlösungen" seien, der Landkreis suche dringend Immobilien für eine längerfristige Unterbringung. Oft scheitere oder verzögere sich die Nutzung möglicher Unterkünfte jedoch an bau- und brandschutzrechtlichen Vorgaben sowie der Raumanforderung der Heimaufsicht. Michael Wüstendörfer, den Geschäftsführer des Awo-Kreisverbands München-Land, ärgert das ziemlich. "Da muss man doch auch mal Fünfe gerade sein lassen und vorangehen", findet er. Die Suche nach geeigneten Immobilien sei "ernüchternd und zermürbend", er habe das Gefühl "dass wir uns gegenseitig behindern und damit alles verzögern." Durch den Anstieg der Zahlen unbegleiteter Minderjähriger ist auch das Personal im Jugendamt längst an seinen Grenzen gekommen. Hacker beantragte für die wirtschaftliche Hilfe sechs, für die allgemeine Jugend- und Familienhilfe acht und für die Vormundschaft sechs zusätzliche Stellen.