Interview:"Die Perfektion steht im Vordergrund"

Lesezeit: 3 min

Früher Eiskunstläuferin, heute Saitenkünstlerin: Marika Cecilia Riedl an der Harfe. (Foto: Veranstalter)

Die junge Harfenistin Marika Cecilia Riedl zeigt am Sonntag in Unterschleißheim ihr Können

interview Von Johanna Mayerhofer

Unterschleißheim Als Ausnahmetalent gefeiert: Die Harfenistin Marika Cecilia Riedl widmet sich seit ihrem sechstem Lebensjahr einem der ältesten Musikinstrumente der Welt. Vier Jahre lang war sie Jungstudentin an der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Derzeit studiert die 18-Jährige an der Zürcher Hochschule der Künste. In der Reihe "Podium junger Künstler" wird Riedl am Sonntag, 26. April, im Bürgerhaus Unterschleißheim Werke von Bach bis Hindemith spielen. Beginn 19 Uhr. Über die Faszination des Instrumentes und ihren musikerfüllten Alltag spricht sie im SZ-Interview:

SZ: Wann hast du angefangen, Harfe zu spielen?

Riedl: Mit sechs Jahren. Bei uns in der Familie ist es Tradition, dass man ab der ersten Klasse abseits vom üblichen Blockflötenspiel ein Instrument lernt. Ich wollte unbedingt Oboe spielen, aber da war ich mit meinen sechs Jahren einfach zu klein. Meine Mutter meinte dann, ich sollte doch ein Akkordinstrument lernen wie Klavier, Gitarre oder eben Harfe. Dabei bin ich dann auch geblieben. Aus dem Oboespielen ist also bis heute nichts geworden.

Die Harfe ist aber auch nicht gerade eines der kleinsten und leichtesten Instrumente?

Das stimmt, aber man wächst ja mit der Harfe. Am Anfang spielt man eine kleine Hakenharfe, da ist der Transport noch nicht so schwer. Später dann geht man erst zu den großen Pedalharfen über. Heute spiele ich eine Doppelpedalhaarfe. Mit den Pedalen kann ich die Halbtöne erzeugen, wie mit den schwarzen Tasten bei einem Klavier.

Was fasziniert dich an dem Instrument?

Von Anfang an war ich von dem vollen, wuchtigen Klang der Harfe begeistert. Und man hat eben durch das Spiel mit acht Fingern eine große Bandbreite an Klängen und viele Spielmöglichkeiten.

Du hast jung angefangen, Harfe zu spielen. Wie kann man sich als Kind motivieren, stundenlang zu üben?

Da hatte ich viel Glück. Meine Mutter ist hauptberuflich Kirchenmusikerin und hat mich sehr unterstützt. Sie war bei meinen Unterrichtsstunden immer dabei, sie musste mich ja sowieso hinbringen, und hat mir sehr dabei geholfen, wie ich mir mein Üben am besten einteilen kann. So habe ich von vornherein richtig geübt, davon profitiere ich noch heute. Vor allem Auftritte und Konzerte haben mich dann angespornt, mich hinzusetzen. Ich bin ein Mensch, der auch gerne was zeigen möchte und das Publikum glücklich macht.

Was ist dein tägliches Übungspensum?

Seit ich studiere, spiele ich etwa vier Stunden pro Tag. Zu Schulzeiten waren es weniger. Bei der Harfe darf man es aber auch nicht übertreiben, sonst bekommt man mit den Fingern schnell Probleme. Und man muss es auch mal sein lassen, so Tage gibt es auch, wo es einfach keinen Sinn mehr macht, weiter zu üben.

Du bist mehrfache Preisträgerin, etwa von "Jugend musiziert" oder dem "Franz-Josef-Reinl-Wettbewerb". Was ist das besondere an Wettbewerben ?

Da bin ich vom Eiskunstlauf her vorbestimmt. Ich war Jahre lang im Eiskunstlauf-Kader, bevor ich mit zehn Jahren aufgehört habe. Das Messen mit anderen ist im Sportbereich natürlich zentral. In der Musik ist es auch einfach noch mal eine andere Herausforderung und Anspannung als bei Konzerten. Die Perfektion steht im Vordergrund.

Ist man mit der Harfe sehr eingeschränkt in der Auswahl der Lieder oder der Komponisten?

Es gibt schon viele Werke für die Harfe, aber es ist ein noch überschaubares Repertoire. Es sind häufig Komponisten, die selbst Harfe gespielt haben, zum Beispiel Henriette Renie oder Jean-Michel Damase. Wir können aber auch Klavierstücke spielen, vor allem aus der Barockzeit. Zum Beispiel viele Suiten von Bach lassen sich gut auf der Harfe spielen.

Was würdest du jungen Talenten raten, wenn sie ein Instrument so intensiv und erfolgreich betreiben wollen wie du?

Man muss natürlich in jungen Jahren anfangen und dabeibleiben, sonst ist der Zug schnell abgefahren. Das Wichtigste ist außerdem das regelmäßige Üben. Auch wenn es als Kind nicht lange am Tag ist, vielleicht fünfzehn oder zwanzig Minuten. Gerade bei der Harfe ist die Regelmäßigkeit wichtig, sonst gewöhnen sich die Finger nicht daran.

Ist ein musikalischer Berufsweg für dich vorstellbar?

Das lasse ich auf mich zukommen. Nach meinem Bachelorstudium in Zürich möchte ich erst noch meinen Master machen. Idealerweise kann man natürlich als Berufsmusiker von seinen Konzerten leben. Man kann auch Musikunterricht geben oder Mitglied in einem Orchester werden. Da sind allerdings die Stellen für Harfenspieler eher begrenzt. Mir war wichtig, dass ich mein Abitur absolviere, sodass mir alle Türen offen stehen, auch außerhalb der Musik.

SZ: Was erwartet die Konzertbesucher am Sonntag in Unterschleißheim?

Ein buntes Programm mit Stücken von Carl Philipp Emanuel Bach bis in die Moderne zu Liedern von Paul Hindemith. Ich freue mich ganz besonders auf das Konzert, da ich zum ersten Mal zwei Teile mit Pause alleine mit der Harfe gestalten werde.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: