Grenznah betrachtet:Zankapfel Ständlerstraße

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Die Folge einer Studie: eine erbitterte politische Diskussion, in die sich nicht nur Münchens damaliger OB Christian Ude einmischte.

Die Debatte hatte es bereits seit den späten Sechzigerjahren gegeben, der letzte große Vorstoß kam vor gut 15 Jahren von Harald Kurzak und seinem Verkehrsplanungsbüro: Wolle man die bestehenden Straßen im Osten Münchens entlasten, gebe es eine ideale Alternative: Die Verlängerung der Ständlerstraße über den Karl-Marx-Ring in Neuperlach hinaus durch den Waldtruderinger Forst, entlang der Hochspannungsleitung zwischen den beiden Putzbrunner Gemeindeteilen Solalinden und Oedenstockach hindurch, bis an die damals neue Ortsumfahrung im Nordwesten von Putzbrunn und optional bis zum Autobahnring A 99.

Die Folge der Studie war eine erbitterte politische Diskussion, in die sich nicht nur Münchens damaliger Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und der Stadtrat, der Putzbrunner Rathauschef Josef Kellermeier (CSU) und sein Gemeinderat, sondern auch zwei Bürgervertretungen einmischten. Ein grenzübergreifendes Aktionsbündnis sammelte 13 000 Unterschriften gegen den Ausbau, für eine Verlängerung sprachen sich 11 000 Unterzeichner des Aktionskreises Verkehr München Südost aus. Auch Naturschützer meldeten sich zu Wort, die vor einer Zerstörung des Bannwaldes warnten und dessen Bedeutung für Klima, Wasserhaushalt und Luftreinigung betonten.

"Ich war damals schon dagegen", sagt der heutige Putzbrunner Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD). Sein Amtsvorgänger aber habe zunächst klar Position bezogen für eine solche Lösung, jedoch eine Variante befürwortet, die nördlich um Solalinden herumführen sollte. Kellermeier wollte damals Fakten schaffen und einen Golfplatz zwischen die beiden Ortsteile bauen lassen, um dort einen Verlauf der Ständlerstraße zu verhindern. Die Idee wurde nie realisiert.

Der damalige Bürgermeister hatte sogar eine knappe Mehrheit im Gemeinderat aus CSU und Freien Wählern für diese Idee mobilisieren können, während sich die Gemeinschaft pro Putzbrunn, SPD und Grüne leidenschaftlich gegen die Pläne aussprachen. Das Aus für diese Stadt-Landkreis-Verbindung über die Putzbrunner Grenze hinweg kam jedoch aus der Stadt: Die rot-grüne Stadtratsmehrheit lehnte im Februar 2006 den Ausbau der Ständlerstraße ab.

Dass dieses Thema jedoch vor dem Hintergrund immer katastrophalerer Verkehrsverhältnisse irgendwann wieder auf die Agenda kommen könnte, sollte nicht ausgeschlossen werden.

© SZ vom 25.08.2017 / stga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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