Flüchtlinge im Landkreis:Fünf Traglufthallen in zwei Gemeinden

Lesezeit: 2 min

Die Traglufthalle in Neubiberg steht bereits, doch es fehlt noch die Freigabe durch den Hersteller. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Regierung von Oberbayern plant im ehemaligen Haus des Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr eine Dependance der Münchner Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Daneben sollen Hallen des Landkreises stehen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Der Landkreis plant auf dem Areal der Universität der Bundeswehr in Neubiberg und Unterhaching die Errichtung weiterer Traglufthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen. Die Behörde hat sich mit einem Amtshilfeersuchen an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gewandt und um die Überlassung einer Liegenschaft, die sich auf Unterhachinger Gemeindegebiet befindet, gebeten. Konkret geht es um das Gebäude, in dem ehemals das Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr untergebracht war, sowie um die daneben befindlichen Flächen.

In Absprache mit der Regierung von Oberbayern äußert der Kreis diesen Wunsch. Die Regierung plant, in dem bereits bestehenden Gebäude eine Dependance der Aufnahmeeinrichtung der Landeshauptstadt aufzubauen; der Landkreis indes will auf dem Gelände bis zu drei Traglufthallen oder Hallen in Leichtmetallbauweise errichten. Das Landratsamt spricht von bis zu 1100 zusätzlichen Unterkunftsplätzen auf dem Areal.

Der CSU-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch hat die Bitte an die Bundesanstalt in Absprache mit Landrat Christoph Göbel (CSU), der im Urlaub weilt, auf den Weg gebracht. Die Verhandlungen mit der Bima liefen bereits seit geraumer Zeit, bestätigt Weidenbusch: "Dass wir am Dienstagabend mit der Information rausgegangen sind, liegt daran, dass wir am Nachmittag gegen 17 Uhr das Okay von der Regierung von Oberbayern bekommen haben." Die Behörde habe ihr grundsätzliches Interesse an einer Dependance geäußert. Dass der Gang an die Öffentlichkeit mit den am Mittwochnachmittag vom Bundesinnenministerium veröffentlichten neuen Flüchtlingsprognosen zusammenhänge, bestätigte Weidenbusch nicht. Aber: "Wir müssen handeln. Der Druck auf den Landkreis und die Stadt ist enorm." Wohl auch deshalb drückt der Landkreis derart aufs Tempo: "Wir wollen mit dem Projekt unbedingt vor dem Winter fertig sein", sagt der stellvertretende Landrat. "Denn lieber haben wir dann eine Überkapazität, als dass wir mitten im Winter Notmaßnahmen meistern müssen." Bekommen der Landkreis und die Regierung von Oberbayern das Plazet der Bima für die Bundeswehruniversität, werden Unterhaching und Neubiberg gemeinsam einen Großteil der Schutzsuchenden im Landkreis München aufnehmen. Denn in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auf Neubiberger Gemeindegebiet am Ostende des Landschaftsparks Hachinger Tal bereits eine Traglufthalle mit einer Kapazität für bis zu 300 Flüchtlinge; im September wird der Kreis auf Unterhachinger Flur im Landschaftspark eine weitere Traglufthalle errichten. Kommen dann drei weitere Traglufthallen auf dem Areal der Universität sowie die Münchner Dependance hinzu, könnten hier bis zu 1700 Menschen eine vorübergehende Bleibe finden.

Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) überraschen die Pläne des Landratsamtes nicht; allerdings weist der Sozialdemokrat darauf hin, dass seine Gemeinde bisher nicht in das Vorhaben eingebunden worden sei: "Es geistern ja angesichts der Zahlen viele Pläne durch den Raum. Aber bisher wurde mit uns konkret über diesen Standort nicht gesprochen." Klärungsbedarf gebe es im Vorfeld aber genug, sagt Panzer - ebenso wie Verbesserungen bei der Kommunikation zwischen Landratsamt und Kommunen: "Wenn diese Form der Unterbringung kommen soll, müssen wir erarbeiten, wie die Zelte oder Hallen etwa an Strom, Wasser oder den Kanal angeschlossen werden sollen." Ausschließen will er das Bundeswehr-Areal nicht: "Es kann sein, dass das der ideale Standort ist."

Den erkennt an dieser Stelle auch Weidenbusch, gleichwohl der stellvertretende Landrat sagt, es müssten noch viel Fragen geklärt werden: "mit den Gemeinden, mit der Universität. " Allerdings hat er die Bauabteilung im Landratsamt damit beauftragt, den möglichen Einsatz von Hallen in Leichtmetallbauweise zu prüfen: "Wir sollten diese Möglichkeit schon wegen der dickeren Wände in Betracht ziehen."

Die Regierung von Oberbayern verweist bezüglich ihrer Dependance auf die Anfrage des Landratsamtes bei der Bima; diese sei schließlich mit dem Amt im Vorfeld abgestimmt worden. Sollte die Regierung tatsächlich eine Zweigstelle im Landkreis München eröffnen, lässt das Landratsamt verlautbaren, würden die von der Regierung genutzten Belegungskapazitäten auf die Unterbringungsquote des Landkreises München angerechnet.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: