Der Saal im "Alten Wirt" war gut gefüllt, als sich die CSU Unterschleißheim am Freitagabend zum politischen Fischessen traf. Ernst Weidenbusch, der CSU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises München-Land Nord, interpretierte dies als Zeichen dafür, dass sich die CSU vom Jahr 2017 erholt habe. "Und es gab viel zu erholen", sagte Weidenbusch zu Beginn seiner Rede: Erst die Klatsche bei der Bundestagswahl, dann die Koalitionsverhandlungen in Berlin "die alles andere als professionell gelaufen sind", wie er anmerkte. Was die Christsozialen in Zukunft vorhaben, versuchte Weidenbusch in seiner Rede seinen Zuhörern am Beispiel des Lebens eines "normalen bayerischen Mitbürgers" zu erklären.
Relativ bald nach der Geburt brauche dieser Mitbürger einen Platz in der Kinderbetreuung. Hier sei der Landkreis München zwar "gut aufgestellt". Die Frage sei aber, wer für die Betreuung zahle: Für die Eltern solle die Kinderbetreuung kostenlos werden, forderte Weidenbusch. "Das wird durchaus eine Herausforderung, weil wir vielleicht noch mehr Plätze brauchen", sagte er in Bezug auf die ohnehin schon knappen Betreuungsmöglichkeiten im rasant wachsenden Landkreis München. Auch die Ganztagsbetreuung müsse ausgebaut werden, weil Familien heute meist auf das Einkommen beider Elternteile angewiesen seien, wie Ernst Weidenbusch feststellte.
Ein Problem sehe er beim Kauf von Haus oder Wohnung, sagte der Landtagsabgeordnete. "Es ist für junge Familien viel zu schwierig geworden, Hauseigentum zu erwerben." Hier müsse man mit Baukindergeld und einer gestaffelten Baueigenheimzulage nachhelfen. Weidenbusch sprach auch über die Situation in der Pflege, auf die der Bürger dann in seinen letzten Lebensjahren angewiesen sei: Hier müsse Bayern weiterhin Mitarbeiter aus dem Ausland anheuern. Mit Blick auf die Landtagswahlen im Oktober 2018 verglich Weidenbusch Bayern mit einem "großen, starken Baum", was die Traditionen und die "leistungswilligen Menschen" betreffe. "Diesen Baum pflegt seit 60 Jahren die CSU." Er wolle, dass die CSU in Bayern auch nach der Landtagswahl weitere fünf Jahre alleine und ohne Koalition regiere: "Da brauchen wir keinen Hilfsgärtner", so Weidenbusch.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm, hielt nach einer Pause die zweite Rede des Abends. Sie stellte dabei den Menschen in den Vordergrund. "Man kann sagen, es geht uns so gut wie selten", sagte sie. Die Arbeitslosigkeit sei niedrig, die Steuereinnahmen seien hoch. "Trotzdem stellen wir fest, dass ein Grummeln bei den Menschen da ist." Das zeige sich an der immer stärker steigenden Zahl an Nichtwählern. Die CSU müsse außerdem Wähler von der AfD wegholen. Die Bezeichnung, die "rechte Flanke zu schließen", wolle sie in diesem Zusammenhang aber nicht verwenden. Stamm sprach auch über die Rollenteilung zwischen Mann und Frau. Diese sei nicht nur von Müttern, sondern auch von den Vätern gewollt: "Warum sollen Väter erst Großväter werden, um Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen - nur weil die Gesellschaft das mit den eigenen Kindern nicht zugelassen hat?", fragte Stamm rhetorisch. Es könne außerdem nicht sein, "dass Mütter die Arbeit der Kindererziehung tragen und dann in der Alterssicherung nichts davon sehen". Zur gegenwärtigen Kommunalpolitik sagte Stamm, der Staat solle die Gemeinden nicht mehr bevormunden. Kommunen sollen zum Beispiel selbst entscheiden können, welche Grundstücke sie bebauen wollen und welche nicht. Was erwartungsgemäß nicht ausgelassen wurde beim politischen Fischessen der CSU Unterschleißheim, das waren Spitzen gegen die SPD für deren Hin und Her in der Frage nach einer Großen Koalition sowie für ihre Personalentscheidungen. Die CSU dagegen ist für Stamm "ein Stück weit ein Ruhepol in Deutschland". Als größte Herausforderung, die Deutschland in den nächsten Jahren zu bewältigen habe, nannte Stamm die Digitalisierung.