Entwicklung:Workshops zu Oberschops

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Aying gibt sich einen neuen Flächennutzungsplan - unter Einbeziehung der Einwohner. Es ist eine Reaktion auf die Entwicklung im Großraum. Denn auch die kleine Gemeinde kann sich dem Strukturwandel nicht entziehen

Von Martin Mühlfenzl, Aying

Manchmal genießen es die Ayinger, wenn ihnen mal wieder nachgesagt wird, die Exoten des Landkreises zu sein: so ländlich, urig und traditionell, als wären sie einem Bilderbuch über das allerschönste Bayern entsprungen. Und ein Idyll ist die von der Fläche her zweitgrößte Gemeinde des Landkreises mit ihren 19 Ortsteilen - darunter Oberschops mit nur drei Einwohnern - wahrlich. Doch auch hier im Südosten, an der Grenze zu den Landkreisen Ebersberg, Miesbach und Rosenheim, sind all jene Faktoren spürbar, die mit der dynamischen Entwicklung des gesamten Landkreises einhergehen. In diesem Punkt unterscheidet sich Aying kaum vom urbanen Unterschleißheim im Norden.

"Auch wir spüren einen gewaltigen Strukturwandel", sagte daher Ayings Bürgermeister Johann Eichler am Montagabend im Festsaal der Ayinger Brauerei und läutete damit gewissermaßen die selbst geplante Erneuerung seiner Gemeinde ein. Denn in Aying wird unter Beteiligung der Bürger ein neuer Flächennutzungsplan aufgestellt. Der erste seit 26 Jahren. "Und das ist überfällig, denn ein Flächennutzungsplan hat eigentlich eine Lebensdauer von 15 Jahren", sagte Eichler bei der ersten von vier Ortsteilbürgerversammlungen, am Montag für Aying und Peiß. Die Aufgabenstellung für die 120 Ayinger und Peißer im Schalander-Festsaal war einfach: Sie sollten ihre Ortskenntnis einbringen, ihre Wünsche, Erfahrungen und auch Kritikpunkte, um die gemeindliche Entwicklung in Grundzügen voranzutreiben und Fehler der Vergangenheit vermeiden zu können. Und einen Plan für die kommenden 15 Jahre zu entwickeln.

Düstere oder sonnige Aussichten? In Aying werden Zukunftsfragen diskutiert. (Foto: Claus Schunk)

Vorneweg: Allzu viele Fehler scheinen jene, die politische und gesellschaftliche Verantwortung für die Ortsteile in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten getragen haben, nicht gemacht zu haben. Die Ayinger und Peißer, das wurde in den Diskussionsrunden an den fünf Tischen mit den Ortskarten deutlich, leben gerne hier. Und sie wollen sich von dieser Lebensqualität möglichst viel erhalten. Obwohl sie wissen, dass sich ihr Ort wie so viele andere in den kommenden Jahren auch verändern wird. Und das auch muss.

Bürgermeister Eichler machte dies an einem Beispiel deutlich: In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der in Aying lebenden Schweine um 80 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Einwohner wird sich dagegen von derzeit etwa 5000 in den nächsten zehn Jahren auf bis zu 6000 erhöhen. Dass selbst in Aying die Zahl der Wohnungen prozentual noch schneller gewachsen ist als die der Einwohner, mache deutlich, dass dieser noch immer ländliche Raum den urbanen Strömungen nicht entkommt: "Auch bei uns gibt es immer mehr Singles - junge und alte", so Eichler. Auffällig sei, dass sich immer weniger junge Familien Baugrund oder Häuser und Wohnungen leisten könnten. "Die Jungen wenden sich ab", weiß der Bürgermeister.

Bürgerbeteiligung: Bürgermeister Johann Eichler bespricht mit Einwohnern den neuen Flächennutzungsplan. (Foto: Claus Schunk)

Und so kamen die Ayinger in ihren Diskussionen - auch angeregt durch die Vorarbeit aus zwei Workshops - auf die Idee, beim neuen Flächennutzungsplan an ein Einheimischenmodell zu denken. Auch Eichlers Vorstoß, verstärkt an Geschosswohnungsbau oder Reihenhäuser zu denken, wurde intensiv diskutiert. Allerdings gaben einige Peißer auch zu bedenken, dass insbesondere auf die Höhe der Gebäude geachtet werden müsse - ansonsten drohe der dörfliche Charakter verloren zu gehen. "Man kann auch daran denken, Dachgeschosse auszubauen", warf Hilde Jäger vom Planungsverband ein, die bereits die ersten Workshops zum Thema Verkehr und gesamtheitliche Gemeindeentwicklung geleitet hatte. Voll des Lobes war sie über die sehr detailreichen und konkreten Vorschläge zur Ausweisung neuer Gewerbe- und auch Siedlungsgebiete. Behutsam sollten vor allem die Ortsränder von Aying und Peiß bebaut werden. Es sei gut, dass die Bürger der beiden Orte Verantwortung nicht auf die anderen Gemeindeteile abwälzen wollten, sagte Jäger.

Die Ayinger und Peißer wünschen sich auch, dass vor allem der öffentliche Nahverkehr gestärkt wird. So sollten ihrer Meinung nach Flächen für einen zweigleisigen Ausbau der S 7 freigehalten werden. Die 19 Ortsteile mit neuen Radwegen zu verbinden, steht ebenfalls oben auf der Agenda. Innerorts, etwa im historischen Ortskern von Aying, seien Radwege allerdings kaum möglich. Alle Vorschläge werden vor einer Entscheidung vom Planungsverband und dem Gemeinderat diskutiert.

Die weiteren drei Ortsteilversammlungen sind am Donnerstag, 23. Juni, im Gasthof Fellner in Großhelfendorf, Montag, 27. Juni, im Gasthof Oswald in Kleinhelfendorf und Mittwoch, 29. Juni, im Schützenheim in Dürrnhaar (Beginn jeweils 19 Uhr).

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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