Der Landkreis wächst weiter:Die Bautätigkeit hinkt hinterher

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Zuzug und Geburtenüberschuss treiben die Bevölkerungszahl hoch. Wohnraum wird längst nicht im selben Maß geschaffen

Von Iris Hilberth, Landkreis

Mehr Einwohner, mehr Arbeitsplätze und immer noch zu wenig neue Wohnungen. Was die im Februar erschienenen neuesten Regionaldaten des Planungsverbands Äußerere Wirtschaftsraum München (PV) für die Region bestätigten, gilt für den Landkreis München ganz besonders. Das Wachstum ist ungebrochen, die Bevölkerung im Ballungsraum München - der die Landeshauptstadt, alle umliegenden Kreise sowie den Kreis Landsberg am Lech umfasst - ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa 270 000 Personen auf nun 2,8 Millionen angestiegen. Und die Tendenz geht weiter nach oben. Bis 2034 werden laut Prognosen durch Zuzug und Geburten die Einwohnerzahl der gesamten Region München auf 3,2 Millionen steigern.

Im Landkreis München, der sich bekanntlich wie ein Kragen um die Landeshauptstadt legt, ist man inzwischen bei 332 800 Einwohner angelangt. Allein zwischen 2004 und 2014 erhöhte sich die Bevölkerung in den 29 Städten und Gemeinden des Landkreises um etwa 26 600 Bürger. Und es werden noch mehr: Für das Jahr 2034 prognostiziert das Bayerische Statistische Landesamt 388 600 Einwohner. Die Zuwanderung durch die aktuelle Flüchtlingssituation ist laut Planungsverband in dieser Berechnung allerdings noch gar nicht berücksichtigt.

Die mit Abstand höchste Wachstumsraten verzeichnete in den vergangenen Jahren die Gemeinde Unterföhring, die zwischen 2004 und 2014 von 21 000 auf knapp 23 700 Einwohner wuchs. Bis 2029 werden weitere 1000 Menschen dazukommen. Auch Aschheim wächst stark. Hier sind im gleichen Zeitraum knapp 1000 Einwohner hinzugekommen. Relativ groß ist das Wachstum auch in einer kleinen Gemeinde im südlichen Landkreis: 2014 gab es in Sauerlach etwa 1500 Einwohner mehr als zehn Jahre zuvor. Das ist bei etwa 7500 Sauerlachern eine beachtliche Zahl, die bis 2029 auf 8750 Einwohner ansteigen soll. Natürlich ist in den großen Gemeinden der Zuzug ungebrochen. Unterhaching wird in 15 Jahren an der 25 000er-Marke kratzen, Unterschleißheim geht auf die 29 000 zu.

Allerdings trägt zum Bevölkerungswachstum in der Region nicht allein die Attraktivität des Wirtschaftsraums München bei, der immer mehr Arbeitnehmer von auswärts hierher lockt. Auch der sogenannte natürliche Saldo ist seit 1987 ein nicht zu unterschätzender Faktor: Es werden seitdem in der Region mehr Menschen geboren als sterben. Das liegt nicht daran, dass die Leute im Großraum München pro Kopf mehr Kinder bekommen als in anderen Regionen. Vielmehr ist ein Großteil der Zuwanderer zwischen 20 und 40 Jahre alt und bekommt seinen Nachwuchs dann am neuen Wohnort.

Die Zahl der Arbeitnehmer in der Region (Beamte und Selbstständige nicht eingerechnet) stieg von 2004 bis 2014 um 220 000 auf 1,29 Millionen. Mit 20,7 Prozent wuchs die Zahl der Arbeitsplätze doppelt so stark wie die Bevölkerung (plus 10,8 Prozent). Im Landkreis München arbeiteten 2014 etwa 202 600 Angestellte, rund 44 000 mehr als noch zehn Jahre zuvor. Die höchste Arbeitsplatzdichte hat Unterföhring, gefolgt von Aschheim und Garching. Am Ende der Tabelle platzieren sich Schäftlarn, Straßlach-Dingharting und Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Die Arbeitslosenquote in der Region lag 2014 bei 4,0 Prozent, im Landkreis München bei 3,0.

Die Zahl der neu gebauten Wohnungen hingegen ist seit etwa 40 Jahren gleich geblieben und pendelt jährlich in der gesamten Region zwischen 10 000 und 18 000 Einheiten, in den vergangenen Jahren zum Teil sogar darunter. Mehr als die Hälfte entfiel 2014 auf die Landeshauptstadt (6 245). Der Landkreis München liegt mit 1403 fertig gestellten Wohnungen im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen noch weit an der Spitze, gefolgt von Fürstenfeldbruck (860). "Der Wohnungsbau hinkt leider immer noch hinterher. Angesichts des starken Zuzugs brauchen wir mehr als 15 000 neue Wohnungen pro Jahr. Dabei sind die steigenden Zuwandererzahlen seit 2015 noch nicht berücksichtigt", sagt Christian Breu, Verbandsdirektor des Planungsverbands. Die Preise für Bauland sind entsprechend hoch. Die Bodenpreisrichtwerte für den Landkreis München liegen bei 869 Euro pro Quadratmeter. Pullach steht mit 1538 Euro an der Spitze, Schlusslicht ist Aying mit 502 Euro. Während in anderen Landkreises die Flächennutzung für Wohnsiedlungen zunimmt, geht sie im Landkreis München zurück.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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