Contra:Placebo mit Nebenwirkungen

(Foto: N/A)

Eine Autobahnparallele würde alles nur schlimmer machen. Von der eigentlichen Schwachstelle im Verkehrsnetz würde abgelenkt

Von Martin Mühlfenzl

Es gibt zwei Verkehrsprojekte im Landkreis, die Gespenstern gleich immer wieder in den Köpfen der Politiker umherspuken: der Südring und die Autobahnparallele im Osten. Geografisch weit voneinander entfernt, haben beide Vorhaben viel miteinander zu tun; gleichwohl nur eines von beiden Sinn ergibt und zur Entlastung beitragen kann: der Ringschluss der A 99 im Süden.

Eine Parallele zur Ringautobahn im Osten - womöglich von Aschheim bis Putzbrunn - stellt nicht mehr als ein Placebo dar; schlimmer noch: Das Mittel Autobahnparallele kann sogar negative Auswirkungen auf die Ortschaften an der A 99 haben. Denn die Forderung nach einer solchen Entlastungsstraße geht einher mit Planungen für immer neue Gewerbe- und auch Wohngebiete etwa in Grasbrunn, Haar oder Aschheim. Wer nun glaubt, eine Trasse, die parallel zur Autobahn verläuft, könnte mehr Verkehr aus den Gemeinden heraus halten, der irrt. Schließlich ist die Autobahnparallele, seitdem sie gedanklich aus der Taufe gehoben worden ist, stets als Entlastungsstraße für die A 99 gedacht. Den hausgemachten innerörtlichen Verkehrskollaps wird sie nicht verhindern.

Anstatt im Osten eine teure, zweite Trasse zu bauen, die nicht mehr wäre als der zehn- oder gar zwölfspurige Ausbau des Autobahnrings, muss über andere Lösungen nachgedacht werden. In den Orten selbst - und im großen Ganzen. Dabei darf der Blick rein geografisch nicht im Osten hängen bleiben, sondern muss dorthin gerichtet werden, wo bisher zur Lösung des Verkehrsproblems in der Metropolregion rein gar nichts beigetragen worden ist. Im Süden.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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