Chancengleichheit:Kultur für alle

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Landkreis unterstützt einen Verein, der Theater- und Kinokarten an Menschen mit Behinderung und Flüchtlinge vermittelt

Von Stefan Galler, Landkreis

Auch Menschen mit Behinderung und Menschen mit Fluchthintergrund und geringem Einkommen sollen von den umfangreichen Kulturangeboten in München und dem Landkreis profitieren. Dieses Ziel hat sich der Verein Kulturraum München auf die Fahnen geschrieben und in der Vergangenheit bereits bemerkenswerte Erfolge erzielt. Inzwischen werden monatlich etwa 1500 Besuche von Kulturterminen ermöglicht, was vor allem der Idee zu verdanken ist, ehrenamtliche "Kulturpaten" als Begleiter mit zu den Veranstaltungen zu schicken. Von diesen 1500 Besuchen betreffen etwa 700 Menschen aus dem Landkreis.

Der Kreis-Sozialausschuss hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit dieser Thematik befasst, um eine verbindliche Regelung für dieses Projekt zu finden. Letztlich entschied das Gremium einstimmig, das Vorhaben des Vereins mit 22 300 Euro zu fördern. Das Geld soll etwa für die Akquise zusätzlicher Sozialpartner und die Betreuung der ehrenamtlichen Kulturpaten verwendet werden. Um die Angebote von Kulturraum München für den Landkreis bedarfsgerecht auszubauen, könnte die Förderung auch in den Folgejahren 2019 und 2020 fortgesetzt werden. Dazu allerdings muss nach angemessener Zeit dargelegt werden, inwiefern tatsächlich Landkreisbürger von "Kultur für alle" profitierten. Zudem verlangt der Ausschuss einen Nachweis, wie vielen Menschen mit Behinderung oder Flüchtlingshintergrund waren eine kulturelle Teilhabe ermöglicht wurde.

Martina Neubauer, Leiterin des Referats "Chancengleichheit und gesellschaftliche Potenziale" im Landratsamt, machte die Ausschussmitglieder darauf aufmerksam, wie wichtig eine Teilhabe am öffentlichen Leben etwa bei der Integration von Flüchtlingen sei: "Das Projekt passt perfekt zu unserem Integrationsfahrplan und ist eine großartige Möglichkeit, niederschwellig den Menschen auch mit Begleitern den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen."

Skeptisch zeigte sich im Laufe der Debatte vor allem Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), der zwar die Idee begrüßte, jedoch eine stärkere Akzentuierung auf den Landkreis vermisste: "Ich habe nicht den Eindruck, dass der Verein den Landkreis besonders im Blick hat. Dabei möchte ich mal eine Lanze brechen für das Kulturprogramm im Landkreis", sagte Loderer und betonte, man müsse auch darauf achten, keine Doppelförderung vorzunehmen, schließlich gebe es eine Reihe anderer Hilfsprogramme, von denen Menschen mit Behinderung und auch Asylbewerber profitierten. "Es ist nicht gerechtfertigt, dem Verein den Teppich auszurollen, er müsste sich mehr darstellen", so Loderer.

Landrat Christoph Göbel (CSU) gelang es, den Parteikollegen zu beschwichtigen: "Der Verein Kulturraum ist bislang ohne Zuschuss von uns, deshalb hat er uns auch noch nicht mit mehr Informationen versorgt." Bislang seien Personen aus 14 verschiedenen sozialen Einrichtungen aus dem Landkreis von dem Verein zu Kulturveranstaltungen eingeladen worden, allerdings sei nicht ersichtlich, ob diese Menschen auch anderweitig Förderungen erhalten hätten. Hier wolle man in Zukunft eine klare Differenzierung, sagte Göbel und veranlasste, einen entsprechenden Passus in den Beschlussvorschlag einzuarbeiten.

In der Praxis funktioniert das Projekt folgendermaßen: Ist eine Kulturveranstaltung eines "Kulturpartners" des Vereins nicht ausverkauft, so stellt er Karten sozialen Einrichtungen, die ebenfalls mit dem Kulturraum kooperieren, kostenlos zur Verfügung. Diese sozialen Einrichtungen (Sozialpartner) vermitteln dann die Karten und bestätigen den Bedarf des jeweiligen Gastes gegenüber dem Verein. Allerdings können sich ausdrücklich auch Bedürftige, die keiner sozialen Einrichtung angehören, um die kostenlosen Tickets bewerben. Mittlerweile ist bereits ein Netzwerk von 400 Sozialpartnern und 300 Kulturpartnern entstanden.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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