Blogger-Stammtisch:Geldverdienen mit Herzblutthemen

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Karin Hertzer, bloggt auf "warmup-cooldown.de" seit 2012 über Themen rund ums Schwitzen und Frieren. 2013 gründete sie den "Blogger-Stammtisch München" und bietet Fortbildungen an. (Foto: oh)

Karin Hertzer hat ein Netzwerk mit mehr als 900 Bloggern aufgebaut. Die Münchnerin bietet Tipps und Austausch

Interview von Lenja Hülsmann

Die Münchner Bloggerin Karin Hertzer leitet seit 2014 die Facebook-Gruppe "Blogger-Stammtisch München" mit derzeit circa 930 Mitgliedern. Etwa 95 Prozent davon sind Blogger aus dem Großraum München, der Rest setzt sich aus Agenturen und Firmen zusammen, die mit Bloggern zusammenarbeiten. Hertzers Ziel ist es, mit der Gruppe ein Netzwerk für gegenseitige Unterstützung aufzubauen, sagt sie. Außerdem veranstaltet sie regelmäßige Workshops, etwa zu technischen und rechtlichen Fragen und zum Geldverdienen mit einem Blog.

SZ: Was macht einen guten Blog aus?

Karin Hertzer: In erster Linie sollte ein Blog informieren. Denn Blogs sind ja eine spezielle Form von Webseiten. Und darauf stößt man, wenn man Fragen in eine Suchmaschine eingibt. Ein guter Blog sollte also Lösungen für die Probleme der Leser anbieten. Damit die Leser den Blog bei ihrer Internetsuche finden, müssen Blogger lernen, wie sie ihre Texte für die Suchmaschinen optimieren. Gute Blogs informieren nicht nur mit Texten, sondern oft auch mit eigenen Fotos, Grafiken und Videos. Je kreativer, desto besser.

Kann man damit wirklich Geld verdienen oder sogar vom Bloggen leben?

Ja, das geht. Da muss man aber viel Zeit investieren. Die meisten unserer Blogger beginnen mit einem Herzblutthema und erfahren dann bald, dass sich das Bloggen lohnen kann. Sie positionieren sich als Experten für ihr Thema und können über Firmenkooperationen oder Verkaufsprovisionen etwas verdienen. Viele Agenturen vermitteln Produkttests. Die Blogger lassen sich passende Produkte zuschicken, schreiben darüber und dürfen sie danach behalten. Wer zum Beispiel einen Back-Blog hat, dem bringt natürlich irgendwann die fünfte Küchenmaschine nichts mehr. Ich finde es völlig legitim, dass Blogger mit ihrer Arbeit Geld verdienen. Bezahlte Aufträge gibt es aber noch nicht so viele. Interessant wird es für die meisten Firmen auch erst, wenn ein Blog 10 000 Besuche im Monat hat. Um wirklich vom Bloggen leben zu können, muss man das schon in Vollzeit machen und jede Woche etwas Neues schreiben, netzwerken und sich in den sozialen Medien tummeln. Weil es aber schon so viele Blogs gibt, sollten sich Einsteiger etwas Einzigartiges suchen, ein Nischenthema. Die meisten bloggen als Hobby, um etwas auszuprobieren oder um etwas dazu zu verdienen.

Viele Food- und Modeblogs machen Werbung für Produkte und Online-Shops. Warum ist es wichtig, dass die Blogger die Produktplatzierungen kennzeichnen?

Man sollte gut sichtbar über einen Blogbeitrag schreiben, dass es sich um eine Anzeige handelt. Wie viele Blogger das tatsächlich machen, kann ich aber nicht sagen. Das Problem ist, dass der Laie sonst Produktplatzierungen nicht erkennt. Der Leser weiß wahrscheinlich auch nicht, dass viele Blogger nur dann über ein Produkt schreiben, wenn es ihnen gefällt. Mehrere Produkte möglichst objektiv zu vergleichen, ist aber sehr zeitaufwendig und beispielsweise bei Lebensmitteln und Kleidung kaum möglich. Viele Leser erkennen Werbung oft nicht und lassen sich von einseitigen Testberichten oder Empfehlungen auf Blogs vielleicht beeinflussen. Das ist bei Youtube oder im Fernsehen ähnlich. Ich fände es sinnvoll, wenn die Schulen Medienkompetenz-Workshops anbieten würden, bei denen unter anderem erklärt wird, wie Werbung funktioniert. Doch dafür müssten genügend Lehrer fit in Medienpädagogik sein, und die Finanzierung sollte auch gesichert sein. Da gibt es noch viel zu tun.

Über die nächsten Termine des Stammtischs können sich Interessierte in der Facebook Gruppe "Blogger Stammtisch München" oder unter www.blogger-stammtisch.de informieren. Die Treffen finden alle vier bis sechs Wochen statt.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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