Belebung der Blodigstraße:Neue Mitte für das Hasenbergl

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Platz für Supermarkt, Volkshochschule, Bibliothek und Vereinsräume: Das Hasenbergl bekommt ein neues Ladenzentrum.

Peter Oberstein

Josef Betz hat 45 Jahre lang im Hasenbergl Eier verkauft. Sein Wagen hinter dem Ladenzentrum an der Blodigstraße war so etwas wie eine Institution. Dort traf man sich am Samstag und ratschte. Dann hat Betz aufgehört. 2008 war das, und es war das endgültige Aus für das Ladenzentrum als ein Ort der Kommunikation und auch als belebter Platz.

Mit dem Umbau soll neues Leben in das Ladenzentrum an der Blodigstraße kommen. Geplant sind unter anderem ein Supermarkt, Räume für die Volkshochschule und eine Bibliothek. (Foto: lokales)

Der Wegzug eines Supermarkts hatte zuvor schon für Umsatzeinbußen bei den Läden gesorgt. Seitdem kämpfen die Einzelhändler um Kunden und das Zentrum verwaist. In zwei Jahren soll aber alles wieder gut sein.

Dann will die Eigentümerin der Immobilie, die Dibag-Industriebau, einen neuen Gebäudekomplex errichtet haben - für einen Edeka, eine Außenstelle der Volkshochschule (VHS), eine Mittelpunktsbibliothek und Räume für bürgerschaftliches Engagement. Mittlerweile liegen konkrete Pläne vor.

Dass es nicht so weitergehen kann, war schon lange klar. Das Ladenzentrum aus den sechziger Jahren war nicht mehr zeitgemäß. Aber Stadtplanung ähnelt manchmal den Zuständen in gescheiterten Beziehungen. Die Erkenntnis, dass sich etwas ändern müsse, mündet nicht in Taten.

Dibag-Vorstand Wolfgang Kasper zählte jüngst vor der Kommission für Stadtgestaltung auf, was in den vergangenen zehn Jahren alles versucht und erhofft worden ist. Ein Sozialbürgerhaus sollte an der Blodigstraße gebaut werden, ein Großdiscounter war im Gespräch. Am Ende zerschlug sich alles.

Für Dynamik sorgte erst der Wegzug des Supermarkts in das neue Einkaufszentrum Mira, das das nur 600Meter entfernte Ladenzentrum ohnehin in Bedrängnis brachte. Auch die Filiale der Sparkasse zog dorthin und ließ lediglich Geldautomaten und Auszugsdrucker in einem "SB-Center" zurück.

Werden die Planungen des Architekten Christoph Achammer und des Büros ATP umgesetzt, wird das neue Quartierszentrum an der Blodigstraße aus einem pavillonartigen Flachbau und einem viergeschossigen quaderförmigen Gebäude bestehen. In letzterem sollen die VHS, die Bibliothek und die Räume für bürgerschaftliches Engagement unterkommen.

Sie sind gedacht als - so Kasper - Magneten, also Elemente, die Kundschaft anlocken sollen. Was klug klingt, ist allerdings nicht das Ergebnis langfristiger Stadtplanung. Beide Einrichtungen sollten eigentlich auf der anderen Seite der Schleißheimer Straße im neuen Stadtquartier Nordhaide Platz finden. Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl wollte dagegen neue Räume für Vereine. Außerdem machte er sich für den Erhalt und Ausbau der bestehenden Bücherei an der Blodigstraße stark.

Platzmangel in der Nordhaide spielte den Kommunalpolitikern in die Hände. Nach intensiver Lobbyarbeit und einer Verständigung mit dem Nachbarbezirk Milbertshofen-Am Hart bekam ihr Stadtviertel den Zuschlag.

Neben der Edeka-Filiale wird Raum für weitere Läden in dem Flachbau sein. Dass sich Josef Betz dort niederlässt, ist unwahrscheinlich. Er hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt.

© SZ vom 23.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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