Behutsame Instandsetzung:Im Kern modern

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Der Pfarrsaal in Großdingharting fügt sich nahtlos in die denkmalgeschützte Hülle ein

Von Sara della Malva, Großdingharting

"Aus alt mach neu" ist in diesem Fall das falsche Motto. Der Pfarrsaal von St. Laurentius in Großdingharting ist neu, die Hülle, in der er entstanden ist, ist alt. Ein denkmalgeschützer Einfirsthof beherbergt seit 2013 den neuen Pfarrsaal der katholischen Gemeinde St. Laurentius. Durch behutsame Instandsetzung und zeitgemäße Umnutzung wurde das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert erhalten und neu belebt.

Die Initiative "Hausbesuch" des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege dient zur Verbreitung qualitativer Architektur in Bayern. Vergangenen Freitag fand sich zu diesem Anlass eine Gruppe Interessierter am Pfarrsaal von Großdingharting ein. Der Architekt Hermann Thurner und Vinzenz Dufter, Bauberater des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, stellten den sorgsam instandgesetzten, 2013 fertiggestellten Pfarrsaal vor.

Wirft man einen flüchtigen Blick auf das Gebäude so wirkt es unberührt in seiner Ursprünglichkeit. Schaut man jedoch durch die offenen, hölzernen Tore, sieht man welch moderner Kern sich unaufgeregt hinter den alten Mauern verbirgt. Der ehemalige Ökonomieteil wurde in Zuge der Instandsetzung von 2011 bis 2013 zum Amtsbereich und Pfarrsaal umgebaut.

Das denkmalgeschützte Gebäude ist vollständig erhalten worden - ein "Haus im Haus"-Konzept hat dies ermöglicht. Der moderne Einbau bildet das Innenleben hinter der Fassade.

Die Glasfront an der Westseite sorgt für Helligkeit im Pfarrsaal. Moderne Feuertreppe und funktionales Holzschiebetor verbinden Alt und Neu. (Foto: Angelika Bardehle)

Öffnen sich also die Holztore am Eingang so kann man einen Blick auf den neuen verglasten Eingangsbereich werfen. Dort trifft das 21. Jahrhundert in Form von Stahl und Glas auf das hölzerne 19. Jahrhundert. Innen besticht der moderne Einbau durch helles Holz und eine praktische Aufteilung der Räumlichkeiten.

An das Gebäude angefügt wurden lediglich eine Fluchttreppe aus Stahl, ein Treppenerker - beides um dem Brandschutz Genüge zu tun - und ein Vordach am Eingang. "Diese drei Elemente wurden so dezent wie möglich gehalten, um die Wirkung des Gebäudes so wenig wie möglich zu verändern", sagte der Architekt.

Der neue Pfarrsaal liegt im Obergeschoss des ehemaligen Ökonomieteils und wird durch seine Glasfront gen Westen von Licht durchflutet. Die Fensterfront ist von außen durch ein Holzschiebetor, das aus der ursprünglichen Fassade geschnitten wurde, komplett verschließbar. So wurde die ursprüngliche Erscheinung der Holzverschalung beibehalten. "Das ist das Faszinierende bei der Instandsetzung eines denkmalgeschützten Gebäudes. Auf so eine Idee kommt man nur, wenn man sich mit dem Gebäude beschäftigt", sagte Vinzenz Dufter. Im Unteren Stockwerk ist das Pfarrbüro als Holzeinbau im ehemaligen Stall untergebracht.

Das instandgesetzte Ökonomiegebäude beherbergt den neuen Pfarrsaal. In den grauen Kuben sind eine Küche, ein Ausschank und ein Technikraum integriert. (Foto: Angelika Bardehle)

Der Wohnteil des Gebäudes wurde auch - ebenfalls unter Beachtung der Denkmalschutz-Bestimmungen - instandgesetzt. Heute beherbergt das aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Wohnhaus den Pfarrer des kleinen Dorfes. "Als wir das Projekt übernommen haben war dieses schöne Gebäude dem Verfall ausgesetzt. Nach der Instandsetzung ist es nun ein Ort der Begegnung geworden. Dieses Gebäude war und ist nun wieder prägend für das Dorf", sagte Architekt Hermann Thurner.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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