Kurs für Standesbeamte:"Hiermit erkläre ich Sie zu Lebenspartnern"

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Keine rosa Merkzettel: Münchens Standesbeamte verpartnern von August an auch gleichgeschlechtliche Paare. In einer Schulung bereiten sie sich vor.

Jan Bielicki

Münchens Standesbeamte werden von August an eine neue Formel sprechen. "Hiermit erkläre ich Sie zu Lebenspartnern", werden sie sagen, wenn vor ihnen zwei Frauen oder zwei Männer stehen, die den Bund fürs Leben schließen.

Auch in Bayern können Homosexuelle künftig vor dem Standesamt eine Lebenspartnerschaft schließen. Eine entsprechende Gesetzesänderung verabschiedete der Landtag am Mittwoch einstimmig. (Foto: Foto: ddp)

"Das ist wohl die beste Formulierung", erklärt Andreas Unterforsthuber von der städtischen Stelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (KGL), "obwohl auch möglich wäre zu sagen: Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Mann oder zu Frau und Frau."

Aber es ist noch keine richtige Ehe, die städtische Standesbeamte nun stiften können für schwule oder lesbische Paare. Denn noch sind Schwule und Lesben ihren heterosexuellen Mitbürgern nicht gleichgestellt. Sie dürfen keine Ehe schließen, sondern nur eine eingetragene Partnerschaft eingehen.

Doch immerhin: Nachdem der Landtag am Mittwoch sein Lebenspartnerschaftsgesetz reformiert hat, dürfen homosexuelle Paare sich künftig auch in Bayern feierlich vor einem Standesbeamten "verpartnern".

Bisher mussten sie im Freistaat dazu zu einem Notar gehen - oder den Notar mitnehmen ins Standesamt. Nachdem die Stadt den gleichgeschlechtlichen Paaren bisher schon ihre Trausäle geöffnet hatte, lässt sie nun ihre Standesbeamten den Rechtsakt vollziehen. Und diese, verspricht Unterforsthuber, "sind bestens vorbereitet".

Dafür sind die 51 Standesbeamten der Stadt eigens in eine Schulung gegangen, in der Berater vom schwulen Kulturzentrum Sub und von der Lesbenberatungsstelle Letra ihnen die Lebensweise einer neuen Klientel erklärten, "mit der sie beruflich ja bisher gar nichts zu tun hatten", so Unterforsthuber. Der Lehrstoff des eintägigen Seminars reichte von der Geschichte der Diskriminierung bis zu Fettnäpfchen, die man vermeiden sollte: "Merkzettel auf rosa Papier wären sicher falsch", erklärt Unterforsthuber.

Nach außen will die Stadt keinen Unterschied mehr machen zwischen hetero- und homosexuellen Verbindungen: "Es wird keine Extra-Schalter für Partnerschaften geben", sagt Unterforsthuber. Standesbeamte und Trausäle der Stadt sind für alle da, ob schwul, lesbisch oder hetero.

Bei Münchens organisierten Schwulen und Lesben kommt das gut an. "München handelt wieder mal vorbildlich", sagt die Letra-Frau Rita Braaz. Ginge es allein nach der Münchner Stadtpolitik, "wären Schwulen und Lesben längst gleichgestellt". Für sie und den Stadtrat Thomas Niederbühl von der Rosa Liste ist die Öffnung der Standesämter jedoch nur "ein halber Schritt in die richtige Richtung".

Immerhin weiche "nun endlich auch Bayern von seiner Ablehnungsstrategie ab", erinnert Niederbühl daran, dass der Freistaat gegen die Lebenspartnerschaften erfolglos vor das Bundesverfassungsgericht gezogen war. Die jetzige Neuregelung konnte erst die FDP ihrem Koalitionspartner CSU abringen.

© SZ vom 02.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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