Kunst und Wissenschaft:Stern-Taler

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Drei Freundeskreise sammeln gemeinsam Geld für Museen

Von Martina Scherf

Kunst und Wissenschaft, das muss kein Gegensatz sein. Aber dass sich die Kunstfreunde der Pinakotheken und die Technikfreunde des Deutschen Museums mischen, ganz offiziell, das ist eine Premiere. Unterm Sternenhimmel des Planetariums finden sie zusammen, und geht es nach den drei Frauen, die das Treffen einberufen haben, soll es der Auftakt zu einer verheißungsvollen Zukunft sein.

Zu Zeiten des Barockmalers Adam Elsheimer war die Nähe der Kunst zur Wissenschaft selbstverständlich. Dessen Bild "Die Flucht nach Ägypten" - es hängt in der Alten Pinakothek - haben die Astrophysiker des Deutschen Museums vor Jahren für eine Ausstellung untersucht. Und so entführen die Kunsthistorikerin Mirjam Neumeister von den Pinakotheken und der Astrophysiker Christian Sicka vom Deutschen Museum gemeinsam die Gäste dieses Abends auf eine Zeitreise ins Jahr 1609. Staunend lehnen sich die Herrschaften in den Sitzen zurück und beobachten, wie die zwölf Vollmondnächte dieses Jahres über ihre Köpfe hinwegziehen. Es geht um die Frage: Welche hat Elsheimer gemalt, und hat er damals ein Fernrohr benutzt?

Ja, sagt Sicka, er sei überzeugt: Wer so eine Milchstraße malt, mit 1500 Einzelsternen, die man mit bloßem Auge kaum erkennen kann, der muss den nächtlichen Himmel durch ein Fernrohr beobachtet haben. Elsheimer hatte Freunde in Rom, die mit Teleskopen experimentierten, aber Galileo Galilei veröffentlichte seine berühmten Beobachtungen erst ein Jahr später. Sichtlich beeindruckt verlassen die Zuschauer das Planetarium. So eine Begegnung der Museumsfreunde öffne den Blick für die Schätze, die bei den Nachbarn liegen, sagt Sabine Rojahn, die Vorsitzende der Freunde des Deutschen Museums, beim Stehempfang. Ohne großzügige Gönner können die Museen, Theater und Orchester der Stadt viele Projekte nicht verwirklichen, und "Wettbewerb belebt das Geschäft", sagt die Top-Anwältin, "aber ich bin sicher, gemeinsam können wir noch mehr bewegen". Natürlich könne man jeden Euro nur einmal ausgeben, "aber in München gibt es ja genügend Leute, die zwei Euro haben".

Dorothée Wahl, Vorsitzende der Freunde der Pinakothek der Moderne (PIN), fügt hinzu: "Die Unternehmen profitieren ja auch sehr vom Kulturangebot der Stadt." Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, die den Pinakothekenverein, der sich für die Alte und Neue Pinakothek engagiert, leitet, sagt: "Ich bin selbst in 14 Fördervereinen, so was macht man nur mit Herzblut". Und so eilen die drei Frauen von Stehtisch zu Stehtisch, um bei den fast 200 anwesenden Förderern für ihr Anliegen zu werben, frei nach dem Motto: "A bissl was geht immer noch." Dass sich Kunst und Wissenschaft trefflich ergänzen, habe er selbst schon bewiesen, sagt Hausherr Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, und zückt ein Büchlein mit eigenen Gemälden. Für die Zukunft der Museen jedenfalls mag sich der Abend gelohnt haben.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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