Kunst an der Schule:Barockmusik kann warten

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Calla Latz lernt das Violinenspiel zwar seit vielen Jahren, in einer Unterwasserwelt in der Muffathalle ist sie allerdings noch nie aufgetreten. (Foto: Robert Haas)

Am Luitpold-Gymnasium hat die siebte Jahrgangsstufe ein Jahr lang jeden Dienstag Kunst statt Unterricht gemacht. Bei einer Performance in der Muffathalle haben die Schüler nun ihre Werke präsentiert

Von Christiane Lutz

Die siebte Klasse ist für die meisten Menschen nicht unbedingt der Ort, an den sie sich zurück sehnen. Allerdings hätte man an einem Projekt wie dem "Kultur-Tag-Jahr" doch selbst gern teilgenommen. 130 Schüler der siebten Klassen des Luitpold-Gymnasiums haben ein Jahr lang jeden Dienstag Kunst statt Unterricht gemacht. Besser gesagt: Kunst statt Lehrplan, denn gelernt haben sie mindestens so viel wie während des Musik-, Sport- und Kunstunterrichts, der für das Projekt ausfiel. Angeleitet durch 30 Künstler - Maler, Autoren, Tänzer, Musiker - haben sich die Schüler in verschiedenen Phasen mit dem Thema "Wasser" beschäftigt und die Ergebnisse nun in der Muffathalle bei einer großen Performance vorgestellt. Sie erschufen Unterwasserwelten aus Klang und Tanz, trugen selbst verfasste, fast dadaistische Texte vor und enternten die Bühne mit einem riesigen, natürlich selbst gebauten Piratenschiff zu Trommelmusik. "Bei Musik hatte ich keine Bedenken", sagt David Klingfuß nach seinem Auftritt, "das kannte ich schon. Aber beim Tanzen schon eher, das hatte ich zuvor nie gescheit gemacht". Der 13-Jährige ist dennoch zufrieden mit dem Ergebnis des "Kultur-Tag-Jahrs", auch wenn er sich auf den Sportunterricht freue. Erleichtert ist auch Autorin Lena Gorelik, die den Schülern kreatives Schreiben nahe gebracht hat. "Es war ein großartiges Auf und Ab", sagt sie. "Wir hatten von totaler Euphorie über ,das wird gar nichts' alle Zustände, teilweise innerhalb eines Tages." Bis zur Premiere war sie unsicher, ob alles klappen würde. Schüler, die sich nicht getraut hatten, Texte vor Klassenkameraden vorzulesen, sollten nun in der Muffathalle sprechen. Teenager sollten tanzen. "Es ist ja auch eine Bloßstellung", sagt Gorelik. "Wir mussten ihnen beibringen, dass, wenn sie sich vermeintlich cool gaben, das eigentlich das Uncoole ist. Dass es viel besser aussieht, wenn sie sich trauen, die Dinge rauszuschreien und die Bewegungen aktiver zu machen."

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