Kulturempfang:Investitionsvorschläge und andere Gedanken

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Entspannte Gespräche an einem nicht ganz so heißen Sommerabend: Oberbürgermeister Dieter Reiter (links) mit Konstantin und Annik Wecker. (Foto: Florian Peljak)

Oberbürgermeister Dieter Reiter lädt Münchner Kulturmenschen in den Innenhof des Deutschen Theaters

Von Franz Kotteder, München

Andere Stadtoberhäupter sonnen sich ja gern im hellen Schein, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist da anders. "Ich muss jetzt schnell reden", sagt er, "weil sonst brennt mir gleich die Sonne ins Gesicht, die wandert hier rüber zum Rednerpult." Er macht es dann kurz, anders als sein Amtsvorgänger und Erfinder des Kulturempfangs, Christian Ude. Freilich, auch Reiter sonnt sich gerne im Glanz kulturpolitischer Erfolge. Er hat am Montagabend Kulturschaffende aller Sparten in den Innenhof des neu renovierten Deutschen Theaters geladen und freut sich über "300 000 zufriedene Besucher und das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Hauses", wofür er den beiden Geschäftsführern Carmen Bayer und Werner Steer dankt. Sanieren wolle man das Haus, "eine Hochburg des Pfuschs am Bau", so schnell nicht wieder, das dauere immer länger als geplant und werde stets teurer als gedacht.

Und dann hat die Stadt ja noch andere Aufgaben zu schultern. Ein neues Kreativquartier an der Dachauer Straße etwa, oder die soeben beschlossene Gasteig-Sanierung für, so Reiter, 400 Millionen Euro. Oder aber den "nicht ganz so teuren Neubau des Münchner Volkstheaters im Viehhof. Wo gibt es das schon, dass eine Stadt in diesen Tagen ein neues Theater baut?" Volkstheaterintendant Christian Stückl hört es mit Wohlgefallen. Auch er rechnet damit, dass sein neues Haus "deutlich günstiger" wird als der Gasteig. Momentan arbeiten er und seine Leute an der "funktionalen Leistungsbeschreibung" für das künftige Haus, "da müssen wir jede benötigte Steckdose einzeln aufführen".

Da ist Stückl schon weiter als die bayerische Staatsregierung. Der gab Reiter mit mildem Spott "grünes Licht für einen neuen Konzertsaal, obwohl sie ja mit dem Bau nur eines Saals mittlerweile eigentlich fast unterfordert ist, bei all den Angeboten". Jedenfalls sei man inzwischen so weit wie nie zuvor, nicht zuletzt auch wegen der regen Anteilnahme der Bevölkerung und vor allem der Presse: "Bei der Philharmonie bekamen wir da jede Menge Ratschläge, erbetene und auch andere."

Die bekommt Dieter Reiter nach seiner Rede auch an diesem Abend, sowie ausreichend Hinweise darauf, wo sich die Stadt noch finanziell engagieren könnte. Aber dafür ist der Empfang ja schließlich auch gedacht: als Gedankenaustausch mit Kulturmenschen aller Art. Der Kreis der Anwesenden ist dieses Mal etwas exklusiver. Knapp 350 Gäste statt der üblichen 600 sind gekommen. Das liegt aber nicht an einer strengeren Auswahl der Stadt, sondern schlicht am Poststreik: Viele hatten die Einladungen offenbar erst am Wochenende davor bekommen. Sehr viel kürzer als sonst ist der versuchsweise auf 22 Uhr begrenzte Empfang dann aber nicht. Reiter und seine Frau Petra halten es im kleineren Kreis, unter anderem mit der Kabarettistin Luise Kinseher und dem Schriftsteller Friedrich Ani, dann doch noch leicht bis Mitternacht aus.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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