Kostenloser Personennahverkehr?:Für mehr Angebot und Leistung wird gerne bezahlt

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Allerdings befürchten SZ-Leser, dass ein Gratis-MVV vollends überrannt würde, weil ja jetzt schon Züge und Verbindungen fehlen

Ohne Fahrscheinautomaten und Gebühren wären Münchens U- und S-Bahnen, Busse und Trambahnen noch voller, befürchten SZ-Leser. (Foto: Johannes Simon)

"Mehr Wagen" vom 20. Februar und die Diskussion um kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs:

Gratis ist Krampf

Ein Krampf! Ungefähr das Drittletzte, was München braucht (das Allerletzte ist: weiteres Wachstum; das Vorletzte: Immobilien-Investoren), sind, beim derzeitigen Ausbauzustand der öffentlichen Verkehrsmittel, weitere Fahrgäste. Wer eine kostenlose Nutzung des ÖPNV befürwortet, hat offensichtlich noch nie versucht, zum Beispiel morgens am Josephsplatz in die U 2 stadteinwärts oder am Freitagnachmittag am Hauptbahnhof in die U 1 oder U 2 einzusteigen. Zugegeben, der MVV ist relativ teuer. Es ist auch kaum vermittelbar, dass der MVV die Preise Jahr für Jahr in einem weit über der jeweiligen Inflationsrate liegenden Ausmaß erhöht. Bei mehreren Insassen mag es außerdem billiger sein, mit dem Auto in die Stadt zu fahren und das Parkhaus zu bezahlen, oder auch einen Strafzettel zu riskieren, als ein Gruppenticket zu lösen.

Es ist aber nicht die finanzielle Not, die die Autofahrer davon abhält, den ÖPNV zu benutzen, sondern die Bequemlichkeit. Wenn man mehr als einmal umsteigen muss, um sein Ziel zu erreichen, ist das erstens lästig und wird zeitlich uninteressant, da man im ungünstigen Fall zweimal bis zu zehn Minuten warten muss. Wenn man jenseits des S-Bahn-Bereichs wohnt, hat man oft nur Bus-Verbindungen, die alle zwei Stunden oder noch seltener fahren und am Wochenende gar nicht, das heißt, da muss man am Tag vorher ein Ruftaxi bestellen. Da ist das eigene Auto allemal bequemer, man kann sitzen und wird trotz Stau oft schneller sein. In der SZ sind auf der Seite mit Pro und Contra die Argumente gegen einen kostenlosen ÖPNV sehr gut zusammengefasst. Das Ganze muss finanzierbar bleiben, und das Angebot muss dringend verbessert werden: weg von den oft geradezu dörflichen Zug- und Fahrzeugfolgen, neue Quer- und Ringverbindungen vorzugsweise mit der Tram, wo eine U-Bahn zu teuer wäre. Bei der Tram sollte man auch von den teuren und innen engen, zugebauten Sonderkonstruktionen wegkommen, und sich bei vorhandenen Modellen wie beispielsweise in Dresden oder Zürich umsehen, die mehr Platz, insbesondere auch für Rollstühle, Kinderwägen und Fahrräder bieten. Neben einem verbesserten Angebot des ÖPNV sollten auch negative Anreize für die Autobenutzung geschaffen werden, wie City-Maut. Andreas Renner, München

Service ist ausbaufähig

Es ist natürlich schön, dass die U-Bahn einen doch immer irgendwie und irgendwann an das gewünschte Ziel bringt. Wenn ich jedoch am Kieferngarten schon aus der Ferne den mehrmals wöchentlich erklingenden Durchsageton für Störungen höre, möchte ich raten, auf den Anzeigetafeln nur dann was zu vermelden, wenn's mal reibungslos läuft. Würde Arbeit sparen. Und auch die neuesten schienengebundenen Torpedos begeistern mich nur mäßig: Der Türöffnungssensor funktioniert eher nach Zufallsprinzip, die Tür rattert dann, als ob sie gleich auseinanderfällt. Zu hell ist's mir am Morgen auch, und neben der Tür kann man nicht mehr zu zweit stehen. Aber so ist er halt der Münchner, immer muss er granteln. Nix für unguat, lieber MVV. Jörg Kunzemann, München

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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