Kopfbedeckung:Haar

Bei Bettina Eucken finden die Kunden das passende Toupet. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Toupet-Studio von Bettina Eucken will niemand gern gesehen werden

Die Jalousien sind zugezogen. So, dass man nicht hinein schauen kann in das "Toupet Studio Knoche" und sich wundert, ob da überhaupt jemand drin ist. Ungewöhnlich für ein Geschäft, das etwas verkaufen will. Die Kunden von Bettina Eucken aber wollen nicht gesehen werden, während sie sich ein Toupet anpassen lassen. "Tabuthema", sagt Eucken. Keiner gibt gern zu, dass ihm die Haare ausgehen, beziehungsweise, dass er nachhilft, sein Haar voller aussehen zu lassen. Es kam schon vor, dass Kunden sich versteckt haben, wenn jemand zur Tür herein kam. In einem von der Straße aus nicht einsehbaren Eckchen also sitzen die Kunden auf einem Friseurstuhl und wählen mit Eucken das passende Haarteil in der passenden Farbe aus. "Oscar" ist ein Toupet-Klassiker, "Juwel" - ein etwas wuschliger Grundschnitt - wird auch gern genommen. "Wenn ein Toupet gut gemacht und zugeschnitten ist, erkennt niemand, dass es eins ist. Aber wenn jetzt einer den Juwel unbearbeitet aufsetzt, klar, dat der aussieht wie Atze Schröder". Bettina Eucken, 56, kommt eigentlich aus Gelsenkirchen, was man hört. Allerdings spricht sie nicht sehr viel. Diskretion gehört zu ihrem Job als Zweithaarspezialistin. Nicht selten ist sie außer dem Partner die einzige, die weiß, dass jemand ein Toupet trägt. Die meisten ihrer Kunden sind Männer. Aber es kommen auch Frauen, die nach einer Chemotherapie eine Perücke suchen oder unter krankheitsbedingtem Haarausfall leiden. Wenn die dann strahlend in den Spiegel schauen, weil sie ihren Anblick wieder mögen, dann, sagt Eucken, liebt sie ihren Job am meisten.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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