Kompromiss:Ein bisschen Hugendubel bleibt

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Am Marienplatz betreibt die Buchkette ihre bekannteste Filiale. Und dort kommt sie auch nach 2017 unter, wenn die Telekom einzieht - wenn auch nur als Untermieterin und auf einer weit geringeren Fläche als bisher

Von Katja Riedel

Sie sei froh, stolz, glücklich, "alle Adjektive, die man finden kann", sagt Nina Hugendubel und lächelt. Sie spricht über jene Nachricht, die für München eine Überraschung, für sie selbst und ihren Bruder Maximilian jedoch das Ergebnis harter Verhandlungen ist. Begonnen haben diese Verhandlungen bereits vor einem Jahr. Einen Tag, nachdem es hieß, dass Deutschlands erstes und berühmtestes Bücherkaufhaus aus der Stadtmitte, vom Marienplatz, verdrängt werden sollte. Von einem Flagship-Store der Telekom, von seelenlosen Handys also, wie sich viele sofort empörten. Jetzt ist doch alles anders: Hugendubel bleibt in seiner bekanntesten Niederlassung, am Marienplatz - als Untermieter der Telekom.

Die will nicht nur ihre eigenen Produkte "zum Anfassen" präsentieren, sondern der Telekom kommen die Bücher der Hugendubels und die Emotionen, die mancher Stammkunde mit dem Buchladen verbindet, gerade recht. Hugendubel könne mit seinen Kunden nicht nur Menschen in den Telefonladen bringen, sondern transportiere als Münchner Unternehmen auch Glaubwürdigkeit, sagt Albert Pott, Chef des operativen Geschäfts der Tochterfirma Telekom Shops. Für die Deutsche Telekom sei der Marienplatz "der wichtigste Punkt Deutschlands", und "die teuerste Anmietung einer Filiale", sagt Pott - eine "Rieseninvestition". Über genaue Zahlen sagt er nichts, genauso wie die Hugendubels. Die Bayerische Hausbau, die das Haus als Eigentümerin vom kommenden Frühjahr an bis zum Sommer 2017 umbauen wird, steckt nach Angaben ihres Geschäftsführers Jürgen Büllesbach "deutlich mehr als zehn Millionen Euro" in die Immobilie.

Ende Januar 2016 zieht Hugendubel aus, dann wird das Haus am Marienplatz eineinhalb Jahre lang umgebaut und modernisiert. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Tatsächlich ist das Haus am Marienplatz 22 eine der teuersten Handelsimmobilien der Republik - "AAA-Lage", sagt Maximilian Hugendubel, wie seine Schwester Nina Geschäftsführender Gesellschafter der Buchhandelskette. Vor allem große internationale Ketten halten sich in Lagen dieser Güte, und die hatten auch bei der Telekom angeklopft. Dass es nun - nach einem langen Hin und Her - ein Buchladen schafft mitzuhalten, das sei nicht nur für sein Unternehmen eine gute Nachricht, sondern für die gesamte Buchhandelsbranche und den Münchner Innenstadthandel, glaubt Maximilian Hugendubel.

Man habe Kompromisse machen müssen, am Ende seien diese jedoch leichtgefallen: Einen Eingang vom Marienplatz aus wird der Buchladen nicht mehr haben; die Telekom sitzt im Erdgeschoss und bekommt den besten Zugang. Mit der Stadt müsse man nun klären, wie die Kunden um die Ecke gelotst werden können, um in einen kleinen Empfangsbereich zu gelangen, sagt Nina Hugendubel. Auf 1200 Quadratmetern werden dann im ersten und zweiten Obergeschoss Bücher verkauft - solche aus Papier und elektronische. Bislang hat Hugendubel dort knapp 4000 Quadratmeter gemietet. Im vergangenen Jahr hat sich die Kette finanziell und strategisch neu ausgerichtet, und dazu passt der neue Zuschnitt am Marienplatz: Hugendubel setzt inzwischen auf kleinere Läden, schneller rotierende Sortimente und eine eigene Online-Strategie. Zu dieser gehört der E-Book-Reader Tolino, der in Deutschland den Konkurrenten Kindle von Amazon überholt hat und bei dem Telekom und Hugendubel - gemeinsam mit Partnern wie Libri, Thalia, Der Club und Weltbild - bereits zusammenarbeiten. "Wir bekennen uns zum Buch und zum stationären Handel vor Ort", sagt Maximilian Hugendubel. Der Tolino soll auch die Brücke schlagen zwischen den Smartphones der Telekom und den Büchern der Hugendubels.

Die Besitzerin, die Bayerische Hausbau, hat am Donnerstag erstmals ein Modell präsentiert, wie das Gebäude danach aussehen soll. (Foto: Bayerische Hausbau)

Für die 85 Mitarbeiter bedeutet der Umbau allerdings noch keine Entspannung: Zwar solle es möglichst keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Nicht für alle bisherigen Mitarbeiter könnten jedoch in den übrigen Münchner Filialen am Stachus und in den Fünf Höfen sowie in den Pasing- und Riem-Arkaden Arbeitsplätze zur Überbrückung gefunden werden. In München betreibt das größte inhabergeführte Buchhandelsunternehmen Deutschlands die meisten Filialen mit insgesamt 400 Mitarbeitern. Deutschlandweit gehören ihm 90 Filialen mit 1700 Mitarbeitern.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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