Wenn die Punks kommen, ist die Welt an der Isar in Ordnung. Drei Kästen Bier, drei Akkorde, so laut, wie es der Ghettoblaster eben hergibt, und ein bisschen Gegröle unter der Reichenbachbrücke. Kein Krawall, keine Revolte, Partyende meist vor Mitternacht. Nur: Die Punks kommen nicht mehr so oft. Sie haben keine Lust auf Kommerz, sie meiden Partys unter der bunt beleuchteten Brücke mit billigem Techno und teurem Soundsystem.
Spätestens seit der Isar-Renaturierung sehen die jungen Münchner ihren Fluss als Partymeile - und das mit städtischem Segen. Die Beats machen Beef: Ärger bei den Anwohnern. Die einen wollen feiern, die anderen wollen schlafen. So ist das in der Stadt. Entlang der Feierbanane haben sie nun Streetworker im Einsatz, die für Verständnis (und Ruhe) sorgen sollen - ein Erfolgsmodell, sagen Polizei und Club-Betreiber. Auch am Gärtnerplatz arbeiten Mediatoren daran, den Konflikt zu lösen. Und an der Isar? Flanierende Streetworker werden hier den mobilen Disco-Fahrrädern hinterherstarren, die - wie in der Nacht auf Samstag beobachtet - zwischen Tierpark und Deutschem Museum Party machen, hin und zurück, die dröhnenden Boxen im Anhänger. Mediatoren, die hier um Ruhe und Verständnis werben, werden auf taube Ohren stoßen - nicht nur wegen der lauten Beats. Hier an der Isar wurde schon immer gefeiert, hier ist der letzte Freiraum der Stadt, nur hier könne man in Ruhe mit den Kumpels einen draufmachen. All das stimmt, aber früher hat man nicht in U-Bahn-Nähe gefeiert.
Es geht um Vernunft. Und die ist von Mediatoren leichter zu vermitteln als von Polizisten. Wer will schon beobachten, wie Beamte in den Isarauen patrouillieren? Oder DJs filzen? Oder Notstromaggregate einkassieren? Am Ende hieße es dann eh nur, die Punks kämen wegen der demonstrierten Staatsmacht nicht mehr an die Isar.