Kommentar:Schotten dicht!

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Wlan an Münchens Schulen? Davon will die ÖDP nichts wissen. Dabei wären die Alternativen viel schlimmer - und konsequent nur ein Kommunikationsverbot

Von Melanie Staudinger

Es ist ein Dauerärgernis, dieses Internet an Schulen. Im vergangenen Jahr schon hätten alle der knapp 340 öffentlichen Schulen in München mit Wlan ausgestattet sein sollen. Doch den städtischen Computer-Spezialisten ist zu spät aufgefallen, dass die schuleigenen Anschlüsse dafür viel zu langsam zu sind. Bis sich das ändert, werden Jahre vergehen, und bis dahin bleibt die selbsternannte Schulstadt München internettechnisch in der Kreidezeit verhaftet. Nun aber springt die ÖDP aus der Deckung und präsentiert eine Lösung, die revolutionärer nicht sein könnte. Machen wir halt Wlan nur noch in Computerräumen, fordern ihr Europa-Abgeordneter Klaus Buchner und der Stadtrat Tobias Ruff. Andernfalls strahle es zu sehr an den Schulen.

Das dürfte die Stadt freuen, so könnte sie sich viele Millionen Euro sparen, weil sich der Ausbau des Wlan-Netzes nun komplett erübrigt. Echte Umweltschützer wissen jedoch: Am besten wäre es, die Schulen gleich ganz zu verbunkern. Schotten dicht für Mobilfunk, Antennenfernsehen, Wasseradern. Ist alles böse für Kinder. Und endlich wäre es an den Schulen viel gesünder als daheim, wo sich die Strahlen fast aller 503 Nachbarn bündeln, oder auf öffentlichen Plätzen, wo sich Wlan längst breitgemacht hat.

Doch Vorsicht: Die Folgen für das Gesundheitssystem könnten katastrophal sein. Statt verstrahlter Kinder gäbe es dann Kinder mit schweren Haltungsschäden, weil sie ihre Computer mit schweren Kabeltrommeln umhergetragen haben. Lungenkrankheiten nähmen zu, weil Schüler plötzlich Rauchzeichen senden müssen. Und die ewige Trommelei als alternative Form der Verständigung schädigt gewaltig die Ohren. Die Konsequenz daraus kann eigentlich nur ein komplettes Kommunikationsverbot für Heranwachsende sein. Reden geht gerade noch. Aber bitte nicht zu laut.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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