Kommentar:Rolle rückwärts im Rathaus

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22 Jahre lang war war das Umwelt- und Gesundheitsreferat in der Hand eines Grünen. Wenn es nun Stephanie Jacobs übernimmt, wird sich vieles ändern

Von Andreas Glas

Die CSU hatte das Vorschlagsrecht, nun hat sie sich entschieden. Im zweiten Anlauf scheint endlich eine Nachfolgerin für den Grünen Joachim Lorenz gefunden zu sein, der kürzlich in den Ruhestand gegangen ist, nach 22 Jahren im Amt des Umwelt- und Gesundheitsreferenten. 22 Jahre, grün - man muss das noch einmal betonen, um zu begreifen, welche Tragweite die Entscheidung der CSU hat, das Amt nun mit Stephanie Jacobs zu besetzen. Denn diese Personalie bedeutet vor allem eines: eine Rolle rückwärts.

Freilich, bis in die Zeit vor Rot-Grün wird die Stadtpolitik auch mit Jacobs nicht zurückrollen. Die Zeiten haben sich geändert, die CSU ist heute viel grüner als vor zwei Jahrzehnten. Aber dass sich einiges umkehren wird, das hat Jacobs bereits bei ihrer Vorstellung deutlich gemacht. Zum Beispiel wenn es um eine autofreie Innenstadt geht, für die Lorenz stets gekämpft hat; mit Jacobs wird es die nicht geben. Auch in Sachen Feinstaub sieht sie keinen Handlungsbedarf, zumindest im Moment nicht. Genauso wenig ist vorstellbar, dass sie, wie Lorenz, einen Cannabis-Social-Club vorschlägt, wo Kiffer ihr Gras legal pflanzen und ernten dürfen. Und dass sich Jacobs während ihrer Amtszeit doch noch als verkappte Grüne entpuppt, ist auch nicht zu erwarten. Dafür ist sie in der CSU zu tief verwurzelt.

Zwar hat sie kein Parteibuch, aber auf Landesebene hat sie fast zehn Jahre lang CSU-Politikern zugearbeitet. Dass Bürgermeister Josef Schmid also immer noch behauptet, sein Wahlversprechen eingelöst und Stephanie Jacobs allein wegen ihrer Qualifikation ausgesucht zu haben, ist mindestens geflunkert. Jacobs ist mit Sicherheit eine Fachfrau in Umwelt- und Gesundheitsfragen - aber als unabhängige Kandidatin, wie sie die CSU so gern verkaufen würde, ist sie eine Mogelpackung.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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