Kommentar:Lehrer verdienen mehr

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Überall an den Schulen werden nur die schlimmsten Löcher gestopft, ein Konzept gegen den Lehrermangel hat keiner. Denn es geht schlicht um eines: um Geld

Von Melanie Staudinger

Es grenzt an ein Wunder, dass die angespannte Personalsituation an Münchens Schulen nicht schon längt eskaliert ist. Ob an Grund-, Mittel- oder Realschulen, an Gymnasien und Berufsschulen - überall fehlen Lehrer, überall wird improvisiert und auf Anschlag gearbeitet. Rentner müssen mittlerweile ebenso aushelfen wie Experten, die vielleicht fachlich super, mit einer kindgerechten Pädagogik aber kaum vertraut sind. Das System funktioniert, weil die verbleibenden Lehrer sich verpflichtet fühlen. Wünschenswert ist die Lage aber nicht.

Man stelle sich nur vor, wie heftig der Aufschrei in der Bevölkerung wäre, wenn Polizisten in großer Zahl fehlen und stattdessen unausgebildete Zivilisten mit Waffen auf die Straße geschickt würden. Undenkbar? Zum Glück. Genauso aber sollten auch Kinder und Jugendliche von Profis unterrichtet werden und nicht von irgendjemandem, so gut das auch gemeint sein mag. Natürlich wird es immer wieder unvorhergesehene Ereignisse geben. Wenn bayernweit plötzlich an die 60 000 Flüchtlinge zusätzlich unterrichtet werden müssen, bringt allein die schiere Zahl neuer Schüler das System selbstverständlich ins Wackeln. Der Notstand in den Schulen aber ist mittlerweile schon zum Regelfall geworden. Es ist an der Zeit, endlich ein langfristiges Konzept gegen den Personalmangel zu entwickeln und nicht immer nur die gröbsten Löcher zu stopfen.

An dieser Stelle ist das Finanzministerium gefordert. Nur mit Geld an der richtigen Stelle lässt sich der Beruf attraktiver gestalten. Es wird nur dann mehr Grund- und Mittelschullehrer geben, wenn die Pädagogen endlich genauso viel verdienen wie ihre Kollegen an Gymnasien und Realschulen. Wenn jemand vom Gymnasium an die Grundschule wechseln will, sollte er das tun können, ohne dass er noch mal neu studieren oder eine langwierige Fortbildung machen muss. Und auch Bewerbungen aus anderen Bundesländern sollten endlich gleichgestellt werden - nur weil jemand in Berlin und nicht in Bayern studiert hat, ist er nicht automatisch schlechter. Was Lehrer bei ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen aber am allernötigsten haben, ist die Unterstützung der Gesellschaft. Die muss sich wehren - damit die Kinder eine bestmögliche Bildung erhalten können.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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