Kommentar:Ehrgeiz ist wichtig

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Am Tag der Architektur redet alles über gelungenes Bauen. Die Debatte wird umso bedeutender, je mehr schnelle und billige Wohnungsprojekte entstehen sollen

Von Alfred Dürr

Wer sich für das Planen und Bauen interessiert, kann sich speziell an diesem Wochenende wieder einmal eine Menge Informationen und vielleicht auch Anregungen für die eigene Immobilie holen. Besichtigungstermine für die unterschiedlichsten Häuser und Außenanlagen in näherer und weiterer Umgebung stehen auf dem Programm. "Architektur für alle" lautet das Motto des bundesweiten "Tags der Architektur", der auch in Bayern seinen Niederschlag findet.

"Architektur für alle" erweckt Anklänge an den politischen Slogan "Wohnen für alle". Innerhalb von vier Jahren will die Stadt München 3 000 Wohnungen für Personen errichten, die nur wenig Geld für Mieten ausgeben können. Für Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist dieses ehrgeizige Aktionsprogramm ein "wohnungspolitischer Paukenschlag". Innerhalb kürzester Zeit sollen in einer gemeinsamen Aktion von Politik, Verwaltung, städtischen Wohnungsbaugesellschaften und privaten Bauträgern zusätzliche Blocks aus dem Boden gestampft werden.

Das stellt die Stadtgesellschaft vor enorme Herausforderungen. Neue Nachbarn und Alteingesessene müssen zueinander finden. Eine wichtige soziale Aufgabe, die nicht immer einfach zu bewältigen sein wird. Aber es geht auch darum, wie Bayerns Bauminister Joachim Herrmann (CSU) betont, nachhaltige städtebauliche Lösungen bei der Gestaltung der Bauwerke zu entwickeln. Eine Wegwerf-Architektur, die nach Gebrauch schnell wieder entsorgt wird, kann nicht das Ziel sein. Unter hohem Zeitdruck entsteht in München gerade ein Pilotprojekt im Rahmen von "Wohnen für alle" - ein Stelzenbau aus Holz über einem Parkplatz. Die Architekten streben ein langes Haltbarkeitsdatum an und eine ästhetisch ansprechende Form des Gebäudes. Noch gilt das Prinzip Hoffnung: Ist dieses Projekt der Beweis dafür, dass sich trotz aller Zwänge gute Architektur verwirklichen lässt? Ende 2016 soll der Stelzenbau bereits bezugsfertig ein. Vielleicht steht er schon im nächsten Jahr auf dem Programm der "Architektouren" - als gelungenes Beispiel für innovatives Bauen.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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