Kommentar:Das dauert viel zu lange

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Die Region um München braucht eine Verkehrspolitik, die dem Wachstum und der zunehmenden Mobilität auch gerecht wird. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, nicht erst in Jahrzehnten

Von Marco Völklein

Es ist eine Idee, die längst hätte realisiert werden müssen. Noch immer fahren Busse und Bahnen im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) in Grenzen, die Anfang der Siebziger gesteckt wurden. Doch die Region ist gewachsen, die Menschen sind mobiler geworden, immer häufiger pendeln Arbeitnehmer aus Mühldorf oder Rosenheim, aus Ingolstadt, Augsburg und Kelheim nach München. Auch, weil sie sich die teuren Mieten in der Stadt nicht mehr leisten können.

Dieser Trend wird sich weiter verstärken, zumal nicht nur die steigenden Mieten dazu führen, dass die Gesellschaft mobiler wird. Ausflügler zieht es am Wochenende immer weiter weg, auch Einkäufe werden immer seltener vor der Haustür erledigt, sondern gerne verbunden mit einem Ausflug in ein großes Einkaufszentrum auf der grünen Wiese. Auf all diese Entwicklungen muss die Verkehrspolitik reagieren. Sie muss einen gemeinsamen Verkehrsverbund schaffen, der nicht nur dem regelmäßigen Pendler, sondern auch dem Gelegenheitsfahrer einen attraktiven Nahverkehr bietet - zu günstigen Konditionen und mit einem einfachen, überschaubaren Tarifsystem. Andernfalls wird diese Region über kurz oder lang ersticken in einer Lawine aus Blech, Feinstaub, Abgasen und Lärm.

Dass dies nicht einfach ist, ist klar. Vor allem über die Verteilung der Einnahmen werden sich alle Beteiligten streiten - das war schon immer so. Und dennoch gelang es immer irgendwie, die gesamte Region an einen Tisch zu bringen. Andernfalls würden wir heute noch mit einem Ticket der Deutschen Bahn von Ismaning zum Hauptbahnhof fahren, um dort dann ein Trambahn-Billett für die Fahrt in der Stadt zu kaufen. Ebenso dringend wie ein gemeinsamer Tarif für die gesamte Metropolregion ist der Ausbau von Bus- und Bahn-Netzen: Dass nun wieder über eine Stadt-Umland-Bahn nachgedacht wird, ist richtig. Nur dauert das alles viel zu lange. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden. Nicht erst in Jahrzehnten.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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