Kommentar:Bewahren und erneuern

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Ein Gestaltungshandbuch für Planer und Architekten soll den Olympiapark schützen. Doch Zweifel sind angebracht

Von Alfred Dürr

Wer sieht, wie andere olympische Sportgelände auf der Welt schon kurz nach dem Großereignis der Spiele veröden, kann nur über den Münchner Olympiapark staunen. Das Gelände ist nach wie vor beliebt und belebt, hierher kommen Einheimische genauso gern wie die Gäste der Stadt. Aber der Park steht auch unter Stress. Er ist kein Museum, in dem die einmalige Landschaft mit ihren herausragenden Zeltdach-Bauten bewahrt wird. Das Areal entwickelt sich weiter. Das Erscheinungsbild dieses einmaligen Ensembles soll dabei keinen Schaden nehmen.

Jetzt liegt der Entwurf eines Gestaltungshandbuchs vor. Dieses Werk will dazu beitragen, eine Beeinträchtigung oder gar Zerstörung des Olympiaparks durch Neubauten zu verhindern. Alle bisherigen Leitlinien und Normenkataloge werden zusammengefasst und dienen als Orientierung für Planer und Architekten. So jedenfalls lautet der Anspruch. Kann er mit dem neuen Regelwerk auch erfüllt werden?

Wie groß der Druck ist, lässt sich am geplanten Neubau im Bereich des früheren Radstadions deutlich erkennen. Hier soll eine Eissport- und Basketballarena entstehen, die mit den Nebenplätzen deutlich größer als das Radstadion geplant ist. Noch weiß niemand, wie dieses Großprojekt konkret aussehen könnte - und vor allem, wie es sich in die bestehenden Strukturen des Geländes einfügt. Aber auch im Bereich des jetzigen Eissportstadions soll es Veränderungen geben. Das Alte verschwindet vielleicht schneller als man denkt, und auf das Areal gegenüber der BMW-Welt kommt womöglich ein Konzertsaal. Wie soll sich so ein sicherlich spektakulärer Bau zu seinen Nachbarn verhalten? Dass hier ein Gestaltungshandbuch wirklich helfen kann, dass die Baukultur und der Geist von 1972 gegen den Kommerzdruck und den Einzug der Moderne bestehen, bezweifeln manche Experten. Ob dieser Pessimismus begründet ist, wird sich zeigen. Die Balance zu halten zwischen Bewahren und Erneuern, ist auch mit dem neuen Handbuch schwer.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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