Kommentar:Bekenntnis zum Unsinn

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Die SPD stimmt für die U 5 nach Pasing, um die CSU nicht zu verärgern

Von Dominik Hutter

Die U-Bahnlinie 5 nach Pasing hat weiterhin Priorität, das hat die SPD auf ihrem Verkehrs-Parteitag bekräftigt. Wer nun im Münchner Westen schon feiern will, der sei vorgewarnt: Beschlossen ist das Projekt damit noch lange nicht. Bis die ersten Bagger anrücken, können noch viele Jahre vergehen - so viele, dass das Thema bei der nächsten Kommunalwahl 2020 wahrscheinlich noch immer auf der Agenda steht. Dann ist das Bündnispapier von SPD und CSU, in dem der Bau festgeschrieben wurde, nichts mehr wert. Und möglicherweise gibt es im Rathaus am Marienplatz dann andere Mehrheitsverhältnisse.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Zustimmung zur neuen Röhre schwindet. Zwar will man nach Jahren der Verzögerung nichts mehr verschreien - aber bis 2020 sollte endlich feststehen, ob die zweite S-Bahn-Stammstrecke realisiert wird. Es wäre Unsinn, dann auch noch eine Parallel-U-Bahn zu bauen, die obendrein langsamer und weniger leistungsfähig ist. Und ein noch größerer Unsinn wäre es, die mangelnde Wirtschaftlichkeit damit zu kompensieren, dass die Stadt alles selbst zahlt. Schon jetzt sind die Kosten auf rund 500 Millionen Euro gestiegen - das ist auch für eine reiche Stadt viel Geld.

Die SPD hat mit ihrem Beschluss Bündnistreue bewiesen. Und sie hat Recht mit der These, dass eine Bevorzugung der planerisch erst am Anfang stehenden U 9 dieses Projekt nicht beschleunigen würde - aber die Planung der U 5 mutwillig verzögert. Allerdings funktioniert das Ganze nur, wenn genügend Planer für beide Trassen zur Verfügung stehen. Woran berechtigte Zweifel bestehen: München hat schon längst nicht mehr die planerischen Kapazitäten für den U-Bahn-Bau, wie sie vor 20 Jahren noch bestanden.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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