Klassik und Jugend:Jetzt aber presto

Lesezeit: 1 min

Die Philharmoniker gehen in Clubs für Konzerte, das Symphonieorchester des BR lässt Jugendliche ihre Musik selber machen. Wird die Klassik so fit für die Zukunft?

Von Susanne HermanskI

Jahrzehnte hielt die Schockstarre an, zementiert von düsterer Vorahnung. Für die genügte es, in Philharmonie, Herkulessaal und den Opernhäusern der Stadt den Blick von Reihe 20 aus über die Sitze davor schweifen zu lassen: alles grau. Silberne Haarkränze so weit das Auge reichte. Da halfen weder Botox, noch Studentenrabatt - die Jugend, sie war so schön und kam nicht mehr. Enden konnte das nach Ansicht der Pessimisten nur mit dem Aussterben der Spezies Klassikfan und der Umwandlung von Konzertsälen in Altersresidenzen. Ändern konnten das die Optimisten nur mit einem radikalen Wandel der oft sehr steifen Klassik-Konventionen, mit neuen Angeboten und neuen Spielorten.

Programme wie das "Klassik & Klub-Format" der Münchner Philharmoniker sind dabei der richtige Schritt - hin zu jungen Leuten, rein in Orte, die sie selbst als ihre natürlichen Biotope empfinden. In der Saison 2016/17 wird dieses Format nun von den Philharmonikern und deren Sponsor BMW gefestigt, zudem holt man sich mit dem Münchener Kammerorchester einen weiteren Partner dafür an Bord. Die beiden Orchester spielen dann an zwei Abenden in den beiden Clubs Harry Klein und Bob Beaman klassische Musik. Dass beide Clubs nicht gerade Anlaufstellen für die Jüngsten der Jungen sind und ihrerseits in der Szene eher als Klassiker gelten, sollte man nicht zu eng sehen. Die Idee, Klassik an unkonventionelle Orte zu versetzen, lässt sich räumlich ja erweitern.

Flankiert wird sie zudem von allerlei Education-Programmen der "Philis", die damit pro Saison fast 38 000 Kinder und Jugendlichen erreichen. Das BR-Symphonieorchester zeigt vergleichbare Initiativen, beispielsweise die Response-Werkstatt, in der Jugendliche ihre eigene Musik als Echo auf bestehende Meisterwerke improvisieren und sie dann sogar in "Pre-Concerts" präsentieren können. Begeisterten Klassik-Nachwuchs gibt es also schon. Jetzt gilt es ihn zu pflegen - dann kommt er auch irgendwann aus den Clubs rüber in Münchens Konzert- und Opernhäuser.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: