Kirche: Brisanter Fund:Pornos beim Domkapellmeister

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Das Münchner Erzbistum hat auf dem Dienst-Laptop des langjährigen Domkapellmeisters Karl-Ludwig N. Pornobilder gefunden. Man trennte sich.

Das Münchner Erzbistum hat sich vom langjährigen Münchner Domkapellmeister, Karl-Ludwig N., nach dem Fund pornographischer Bilder auf dessen Dienst-Laptop getrennt. "Eine gedeihliche Zusammenarbeit wäre unter den gegebenen Umständen nicht mehr möglich gewesen", begründete der Offizial des Erzbistums, Lorenz Wolff, am Montag die Entscheidung des Metropolitankapitels, des Leitungsgremiums des Bistums. Die Bilder wurden nach Angaben des Ordinariats im August 2008 bei der Wartung des Computers entdeckt.

Weil der Dienst-PC des Domkapellmeisters zu langsam lief, habe der 56-Jährige ihn einer externen Firma, die im Auftrag des Ordinariats arbeitet, zur Überprüfung überlassen. Dabei wurden nach Angaben des Sprechers des Erzbistums, Bernhard Kellner, pornographische Dateien "in erheblichem Umfang" gefunden.

Entsprechend den Richtlinien des Münchner Erzbistums habe das Ordinariat daraufhin umgehend die Staatsanwaltschaft informiert und den Ermittlern die Festplatte übergeben, um sicherzustellen, dass es sich nicht um kinderpornographische Bilder handelt. Parallel dazu startete das Erzbistum eine interne Ermittlung.

Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte der SZ, dass das Ordinariat sich im August an die Ermittler wandte wegen des Verdacht auf Besitz von kinderpornographischen Bildern. Man habe die Ermittlungen aber im November 2008 eingestellt, sagt Oberstaatsanwalt Anton Winkler, da keine solchen gefunden worden seien. Nach staatlichem Recht machte sich der Domkapellmeister also nicht strafbar.

Trotzdem beschloss das Domkapitel nach Ende der staatsanwaltschaftlichen und internen Ermittlungen, das Arbeitsverhältnis zu beenden. Man habe dabei der vom Domkapellmeister geäußerten Bitte um Vertragsauflösung entsprochen, erklärte Ordinariatssprecher Bernhard Kellner. Zur Frage nach einer möglichen Abfindung wollte er sich nicht äußern. N. ist seit November im Krankenstand und war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der verheiratete Domkapellmeister ist seit 1990 in München tätig. Er gründete 1992 unter anderem die Domsingschule, die rund 300 Kinder besuchen. Bis zu einer Neubesetzung der Stelle übernehmen nun die beiden Chor-Präfektinnen Gabriele Steck und Lucia Hilz kommissarisch die Leitung der Domsingschule - beide Frauen hatten schon die ganze Weihnachtszeit bestritten.

Die Eltern der Domsingschüler und die Mitglieder der Münchner Domchöre erfuhren lediglich, dass N. krank sei. Der Domkapellmeister hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche liturgische Musikstücke komponiert und auch dazu beigetragen, dass das Geläut der Frauenkirche wieder komplett ist. Für dieses Engagement im musikalischen Bereich hatte N. im Januar 2008 von Bundespräsident Horst Köhler die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten.

© SZ vom 13.01.2009/mai/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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