Nur wer gut schläft, kann ein freundlicher Mensch sein. Davon sind nicht nur viele Eltern, sondern auch die "Schlummerländer" in Michael Endes Bilderbuchgeschichte "Das Traumfresserchen" felsenfest überzeugt. Der König von Schlummerland kann deshalb nicht nur von allen am besten schlafen, er hat auch eine liebreizende Tochter, die diese Kunst schon nahezu genauso gut beherrscht: Prinzessin Schlafittchen.
Doch das soll sich plötzlich ändern. Schlafittchen entwickelt Angst vor dem Schlafengehen, weil sie von bösen Albträumen gepeinigt wird. Und bringt so nicht nur ihre Eltern, sondern auch die gesamte Dienerschaft um den Schlaf. Was soll erst werden, wenn die Untertanen diesen Mangel entdecken? Also macht sich Schlafittchens Vater, der König, höchstselbst auf die Suche nach Hilfe.
In gleich zwei Inszenierungen ist Michael Endes poetische Geschichte um die Schlaflosigkeit derzeit auf der Bühne zu erleben: Während im Münchner Theater für Kinder ein siebenköpfiges Ensemble das Königspaar, die Prinzessin, Ärzte und Dienerschaft verkörpert und sogar die Albträume überzeugend monströse Gestalt annehmen (weswegen die Altersempfehlung ab sechs Jahren wirklich ernstzunehmen ist!) agieren in Jürg Schlachters Inszenierung in Augsburg zwei Schauspielerinnen inmitten eines Bergs von Kuscheltieren in einem riesigen, Hundertwasser nachempfundenen Bett.
"Da Endes wunderbare Geschichte recht kurz ist, habe ich mir eine Rahmenhandlung für sie ausgedacht", sagt Jürg Schlachter. Dessen Liebe zum Kindertheater noch aus der Zeit herrührt , als er nach seiner Ausbildung an der Schauspielakademie in Zürich mehrere Jahre an der Münchner Schauburg/Theater der Jugend spielte. "Dort entdeckte ich, wie toll es ist, Stücke für Kinder zu inszenieren", erzählt der 60-Jährige Regisseur, der seit über dreißig Jahren als frei schaffender Autor und Regisseur in München lebt.
Im Mittelpunkt seiner Bühnenbearbeitung für das Junge Theater Augsburg steht ein riesiges Bett. In dem wollen die beiden Freundinnen Mütze und Schnarchi übernachten. "Das Bühnenbild ist so einladend, dass wir zu Beginn unserer Aufführung immer aufpassen müssen, dass die jungen Zuschauer nicht das Traumbett stürmen", sagt Schlachter und lacht. Sonst würde es dort eng. Schließlich ruhten dort schon - für die Zuschauer zu Anfang nur nicht ersichtlich - die beiden Schauspielerinnen Lisa Zeitter und Simone Zillhardt inmitten ihrer Kuscheltiere.
Als Mütze dann in der Nacht wach wird, weil sie finstere Träume hatte, weckt sie Schnarchi. Um sich zu trösten, erzählen sie sich (und den Zuschauern) die Geschichte vom Traumfresserchen. "Sie spielen dabei, wie Kinder eben spielen", erklärt Schlachter: Mama Königin und Papa König werden von zwei großen Teddys dargestellt, die Rollen von Affe, Giraffe und Schlange, die der König auf seiner Reise zu dem sagenhaften Traumfresserchen trifft, werden von den übrigen Stofftieren übernommen. Und um sich in das Traumfresserchen zu verwandeln, stülpt sich Schauspielerin Lisa Zeitter alias Mütze einfach eine blaue Stachelperücke über den Kopf.
Im Münchner Theater für Kinder ist es hingegen Jochen Streicher, der den garstig ausschauenden, aber sich als harmlos entpuppenden Kobold lebendig werden lässt. Ganz in Lila gewandet singt und wirbelt er über die Bühne. Ausgerüstet mit einem überdimensionierten Essbesteck verspeist er die bösen Albdrücke. Das eigens für die Inszenierung komponierte Lied, mit dem Prinzessin Schlafittchen das Traumfresserchen auf ihr Schloss einlädt, singt das junge Publikum am Ende lauthals mit.
Das Traumfresserchen, ab 6 J., Sa., 29. April und Fr., 12. Mai, 15 Uhr, Theater für Kinder, Dachauer Str. 46, 089 / 59 54 54; Das Traumfresserchen, ab 4 J., So., 30. April und Sa., 6. Mai, 15 Uhr, Junges Theater Augsburg, Sommestr. 30, 08 21/444 29 95